Düsseldorf (Reuters) – Die Deutsche Bank fährt unter Chef Christian Sewing die Früchte ihres Umbaus ein.
Das größte deutsche Geldhaus startete mit einem deutlichen Gewinnplus ins Jahr und hat damit so viel in einem Quartal verdient wie seit 14 Jahren nicht. “Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis des ersten Quartals, mit dem wir auf Kurs liegen, alle unsere Ziele für 2025 zu erreichen”, kommentierte Sewing am Dienstag die Quartalsbilanz. Der 55-Jährige hatte der Deutschen Bank vor sechs Jahren eine neue Strategie verpasst, sie schlanker gemacht und auf Profit getrimmt. Inzwischen hat das Institut insgesamt mehr verdient als es in den vergangenen zehn Jahren an roten Zahlen geschrieben hat. Vor allem zwischen 2015 und 2019 hatte die Bank milliardenschwere Verluste eingefahren.
Dank florierender Geschäfte inmitten der Marktturbulenzen und eines Sparprogramms fuhr die Deutsche Bank im ersten Quartal 2025 unter dem Strich ein Gewinnplus von fast 40 Prozent auf 1,78 Milliarden Euro ein. Die Erträge legten um zehn Prozent auf rund 8,5 Milliarden Euro zu. Das lag über den Erwartungen der Analysten, die im Mittel mit einem Gewinn von rund 1,64 Milliarden Euro und Erträgen von 8,3 Milliarden Euro gerechnet hatten. Bei den Anlegern kam dies gut an. Deutsche-Bank-Aktien waren mit einem Aufschlag von knapp vier Prozent einer der größten Gewinner im Börsenindex Dax. Das Geldhaus habe durchgehend starke Ergebnisse vorgelegt, bescheinigten die Analysten von JPMorgan.
RISKOVORSORGE FÜR GEFÄHRDETE KREDITE SINKT
Alle Geschäftsbereiche hätten zu Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahr den Gewinn vor Steuern gesteigert, teilte das Geldhaus weiter mit. Die Vermögensverwaltung konnte dabei dank der volatilen Märkte sogar ein Plus von 67 Prozent auf 204 Millionen Euro verbuchen. Die Investmentbank als größter Ertragsbringer steigerte den Gewinn vor Steuern um 22 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Die Privatkundenbank wies ein Plus von 43 Prozent aus. Die Unternehmensbank konnte indes nur um drei Prozent zulegen. Auch bei der Fondstochter DWS liefen die Geschäfte rund. Sie fuhr den zweithöchsten Quartalsgewinn der Firmengeschichte ein.
Die Risikovorsorge für gefährdete Kredite, bei denen Schuldner in Verzug geraten, sank um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. “Im ersten Quartal 2025 haben wir eine starke Ergebnisentwicklung verzeichnet – getragen durch ein zweistelliges Ertragswachstum und anhaltende Kostendisziplin”, bilanzierte Finanzvorstand James von Moltke, der Ende März angekündigt hatte, das Geldhaus verlassen zu wollen. Moltkes Nachfolger steht bereits fest: Raja Akram kommt zum 1. Oktober vom US-Institut Morgan Stanley zur Deutschen Bank.
VOLATILES UMFELD – SCHRECKGESPENST EINES HANDELSKRIEGS
Sewing, dessen Vertrag Ende März vorzeitig bis April 2029 verlängert worden war, will sich nicht auf den Zuwächsen ausruhen. Mit einem Programm “Deutsche Bank 3.0” wolle er den deutschen Branchenprimus weiter auf Gewinn und Wachstum ausrichten, hatte er Anfang des Jahres angekündigt. Das Geldhaus stelle seine Geschäftsabläufe und seine Ressourcenverteilung immer wieder auf den Prüfstand, schrieb Sewing nun in einem Brief an die Mitarbeiter: “Das wird gerade jetzt wichtig sein, um flexibel auf das volatile Umfeld reagieren zu können.”
Auch die Konkurrenz aus Übersee war mit deutlichen Gewinnzuwächsen ins Jahr gestartet. Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley fuhren unter anderem dank starker Handelsgeschäfte ein deutliches Plus ein. Dazu trugen auch die schwankenden Börsen bei, in denen sich die Unsicherheit hinsichtlich der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump widerspiegelte. “Das Schreckgespenst eines globalen Handelskrieges schwebt immer noch über den Märkten”, schrieb Sewing. “Wir haben Hoffnung, dass eine Eskalation ausbleibt, aber Unsicherheit und Volatilität dürften auf absehbare Zeit hoch bleiben.”
Die international aufgestellte Deutsche Bank stehe zudem bereit, Kunden zu begleiten, die ihre Lieferketten angesichts der von Trump begonnenen Handelsstreitigkeiten neu aufstellen wollen, sagte von Moltke. In Europa könne das Geldhaus Kunden dabei helfen, von steigenden Ausgaben für Militär und Infrastruktur zu profitieren.
(Bericht von Matthias Inverardi und Toms Sims, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)