München (Reuters) – Der Münchner Finanzinvestor Mutares kann seine geprüfte Bilanz für das abgelaufene Jahr wegen der Pleite einer Beteiligung in Schweden nicht wie vorgeschrieben bis Ende April vorlegen.
Um den Umgang mit dem Bau- und Projektdienstleister Serneke Sverige AB in der Bilanz sei mit dem Wirtschaftsprüfer Deloitte lange gerungen worden, sagte Finanzvorstand Mark Friedrich am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Serneke hatte im Dezember Insolvenz angemeldet, nachdem Mutares bereits den Kaufvertrag unterzeichnet hatte. “Wir haben keine Kontrolle über Serneke”, sagte Friedrich. Deloitte habe am Ende zugestimmt, dass das Unternehmen nicht konsolidiert werden müsse.
Weil das aber so lange gedauert habe, sei der Abschluss nicht rechtzeitig fertig geworden. Die Veröffentlichung ist nun erst für den 20. Mai geplant, die Hauptversammlung wird vom 6. Juni auf den 2. Juli verschoben. Anfang Mai muss Mutares aber mit einem vorübergehenden Ausschluss aus dem Kleinwerteindex SDax rechnen. Denn die Deutsche Börse macht für die Mitgliedschaft in ihren großen Indizes einen testierten Jahresabschluss bis Ende April zur Bedingung. Eine Rückkehr wäre erst zum nächsten regulären Überprüfungstermin im Juni möglich – wenn die Bilanz bis dahin vorliegt. Das ließ die Aktie am Dienstag um 15,5 Prozent einbrechen.
Nach vorläufigen, ungeprüften Zahlen ist der Umsatz von Mutares im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf 5,26 Milliarden Euro gestiegen. Der nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) errechnete Jahresüberschuss stieg auf 108,3 (2023: 102,5) Millionen Euro. Operativ rutschte Mutares mit einem bereinigten Ebitda von minus 85,4 (2023: plus 3,5) Millionen Euro aber in die roten Zahlen. Das habe vor allem an der schwierigen Lage der Autoindustrie gelegen, sagte Friedrich. In der Branche erwirtschaftet Mutares fast die Hälfte seiner Umsätze. Es gehe um die Anpassung von Kapazitäten und Standorten, sagte er.
Besser lief es bei dem auch für die Rüstungsbranche tätigen österreichischen Spezialmotorenbauer Steyr Motors. Dessen Börsengang brachte Mutares 2024 einen Sonderertrag ein, der Verkauf weiterer Steyr-Aktien besserte den Gewinn im ersten Quartal 2025 um mehr als 40 Millionen Euro auf. Trotzdem sank der Überschuss der Holding auf 29,5 (2024: 51,3) Millionen Euro. Im zweiten Quartal sei mit weiteren Erlösen von 30 Millionen Euro aus Aktienplatzierungen zu rechnen, sagte der Finanzchef.
Mutares hat sich auf die Übernahme und Sanierung angeschlagener Unternehmen spezialisiert und ist an 32 Firmen beteiligt. Der Investor verdient sein Geld mit der Beratung dieser Firmen, von denen viele rote Zahlen schreiben, mit Ausschüttungen und mit dem Weiterverkauf der Unternehmen. Bei zehn Firmen mit zusammen 1,85 Milliarden Euro Umsatz liefen derzeit Verkaufsprozesse, von denen sich ein Teil noch im ersten Halbjahr realisieren ließe. Mutares rechnet daraus mit Erlösen von 200 Millionen Euro.
(Bericht von Alexander Hübner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)