Springer vollzieht Spaltung und schließt KKR-Deal ab – “Das Beste beginnt jetzt”

Berlin (Reuters) – Der Medienkonzern Axel Springer vollzieht die geplante Aufspaltung und ist erstmals seit 1985 wieder ein Familienunternehmen ganz in privater Hand.

Der Berliner Verlag teilte am Dienstag mit, der im September angekündigte Deal mit den Großaktionären, dem US-Finanzinvestor KKR und dem kanadischen Pensionsfonds CPP Investments sei nun abgeschlossen. Demnach bleibt das Mediengeschäft (“Bild”, “Welt”, “Politico”) des 1946 gegründeten Verlags künftig unter voller Kontrolle von Springer-Chef und Großaktionär Mathias Döpfner, der Verlegerwitwe Friede Springer und der Springer-Familie. Die Mehrheit am weitaus gewinnträchtigeren Geschäft mit Kleinanzeigen wie Jobportalen (Stepstone) und Immobilien (Aviv) halten KKR und CPP Investments. Bei diesen “Classifieds” bleibt Springer als Joint-Venture-Partner mit zehn Prozent an Bord.

Döpfner sprach von einem Neuanfang für Springer. “Das Beste beginnt jetzt.” Um mit unabhängigem Journalismus digital erfolgreich zu sein, müsse man neue Wege gehen und vor allem Künstliche Intelligenz (KI) stärker anwenden, erklärte der seit 2002 amtierende Konzernchef in einer Mitteilung an die Belegschaft. Firmen würden künftig entweder KI umfassend nutzen oder vom Markt verschwinden. “Alles andere ist Augenwischerei.” Künstliche Intelligenz bedeute exponentiell beschleunigte Veränderung. “Wie wir diese Möglichkeiten in geschäftlichen Erfolg transformieren – das wird das nun aufgeschlagene Kapitel des Unternehmens definieren”, betonte Döpfner. Springer sei zudem schuldenfrei.

SPRINGER ERSTMALS SEIT BÖRSENGANG 1985 WIEDER IN PRIVATHAND

KKR war 2019 bei Springer eingestiegen und hat den Konzern 2020 nach 35 Jahren von der Börse genommen. Die Bewertung von Springer war vor fünf Jahren bei 6,8 Milliarden Euro und lag im September etwa doppelt so hoch bei rund 13,5 Milliarden Euro, wie Insider erklärt hatten. Der Löwenanteil entfällt demnach mit etwa zehn Milliarden Euro auf das Geschäft mit Job- und Immobilienportalen. Philipp Freise, Co-Chef des Private-Equity-Geschäfts mit Firmenbeteiligungen von KKR in Europa, erklärte, man freue sich darauf, “die erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen und das Wachstum von Stepstone und Aviv in den kommenden Jahren weiter voranzutreiben”.

Der 62-jährige Döpfner hält künftig mit der Verlegerwitwe Friede Springer (82) zu 95 Prozent die Kontrolle über das Mediengeschäft, zu dem neben den Zeitungen “Bild” und “Welt” auch die US-Medien “Politico” und “Business Insider” gehören sowie das Preisvergleichsportal Idealo. Den Rest halten der Springer-Enkel Axel Sven Springer und die Friede-Springer-Stiftung.

KKR und CPP Investments haben Investitionen von 1,9 Milliarden Euro ermöglicht – wie 2021 den Kauf von Politico für rund eine Milliarde Dollar. Es war Springers größte Übernahme. Die Amerikaner hielten zuletzt 35,6 Prozent an Springer und CPP Investments 12,9 Prozent. Döpfner und Friede Springer kamen bisher je auf rund 22 Prozent.

Das Rubrikengeschäft (“Classifieds”) ist profitabler als das Mediengeschäft. Stepstone und Aviv werden als eigenständige Gemeinschaftsfirmen mit KKR und CPP Investments als Mehrheitseignern und Springer als Minderheitsaktionär aufgestellt. Der langjährige Springer-Finanzchef Julian Deutz wird als Chef der neu gegründeten AS Classifieds das Wachstum von Stepstone und Aviv unterstützen. Dem Springer-Aufsichtsrat gehören künftig nur noch Friede Springer, der ehemalige KKR-Manager Johannes Huth und der bisherige Vorstand Jan Bayer als künftiger Chefkontrolleur an.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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