Einzelhandel mit weniger Umsatz – “Konsumfreude sieht anders aus”

Berlin (Reuters) – Rückschlag für den deutschen Einzelhandel: Der Umsatz ist im März nach zuvor zwei Anstiegen in Folge gesunken.

Er schrumpfte um 0,1 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Inflationsbereinigt (real) gab es einen Rückgang von 0,2 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier allerdings mit einem doppelt so starken Rückgang von 0,4 Prozent gerechnet. Besser sieht die Bilanz im Vergleich zum März 2024 aus: Hier gab es ein reales Wachstum von 2,2 Prozent.

“Konsumfreude sieht anders aus”, kommentierte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank die Entwicklung. “Nach zwei Rezessionsjahren und angesichts der Flut an verunsichernden Meldungen, die täglich auf die Menschen einprasseln, ist es offensichtlich nicht so einfach, wieder mit mehr Zuversicht in die Zukunft zu schauen und Konsumwünschen etwas generöser nachzugehen.”

“HANDEL KOMMT NICHT RICHTIG IN SCHWUNG”

Zuwächse verzeichnete der Handel mit Lebensmitteln: Hier legte der Umsatz im März real um 0,3 Prozent zum Vormonat zu. Bei Nicht-Lebensmitteln gab es dagegen einen Rückgang von 0,6 Prozent. Im Internet- und Versandhandel wurde ein Anstieg von 0,6 Prozent gemeldet. “Wachstumstreiber bleibt wie schon in den Wochen zuvor der Onlinehandel”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth. “Das ist auch für die vielen im Internet aktiven, ursprünglich stationären Handelsunternehmen positiv.” Der HDE rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von zwei Prozent auf 677 Milliarden Euro. Bereinigt um steigende Preise soll ein reales Wachstum von 0,5 Prozent herauskommen. “Der Einzelhandel kommt vielerorts nicht richtig in Schwung, die Konsumstimmung liegt seit Jahren unter dem Vor-Corona-Niveau”, sagte Genth.

Trotz des Handelsstreits und der mauen Konjunktur hat sich die Stimmung der deutschen Konsumenten allerdings zuletzt aufgehellt. Das für Mai berechnete Konsumklima stieg überraschend um 3,7 Punkte auf minus 20,6 Zähler, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) zu ihrer Umfrage unter rund 2000 Personen mitteilten. “Offenbar ist es für die deutschen Verbraucher bislang wichtiger, dass es nun zügig zu einer Regierungsbildung kommen kann”, sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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