Inflation lässt erneut nach – “Trumps wirre Politik dürfte dämpfen”

Berlin (Reuters) – Billigere Energie hat die Inflationsrate in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit einem halben Jahr gedrückt.

Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im April nur noch um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2024. Im März waren die Verbraucherpreise noch um 2,2 Prozent gestiegen, in den beiden ersten Monaten des Jahres noch um jeweils 2,3 Prozent. Von März auf April zogen die Preise um 0,4 Prozent an.

Der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Zollkonflikt sollte Experten zufolge die Teuerung künftig weiter dämpfen. “Trumps wirre Handelspolitik könnte in den kommenden Monaten in Deutschland für mehr Preisstabilität sorgen: Der Vertrauensverlust für den Dollar stärkt den Euro und macht Importe billiger”, sagte der Finanzexperte des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Friedrich Heinemann. Außerdem dürfte zollbedingt das Angebot an günstigen asiatischen Waren in Europa zunehmen. “Das Warenüberangebot drückt die Preise hierzulande ebenso wie chinesische Produkte, die nicht in die USA zu verkaufen sind”, sagte auch der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Zudem dämpft die erratische US-Politik die globale Wirtschaft. “Das trifft die deutsche Konjunktur und wirkt daher ebenfalls preisdämpfend”, fügte ZEW-Experte Heinemann hinzu.

NAHRUNGSMITTEL UND DIENSTLEISTUNGEN ALS PREISTREIBER

Deutlich billiger wurde im April Energie: Sie kostete 5,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor (März: -2,8 Prozent). Ein Grund dafür sind fallende Weltmarktpreise für Rohöl. Diese haben ihre Ursache in dem von Trump losgetretenen Handelskrieg, der dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge die Weltwirtschaft belastet und damit die Nachfrage nach Öl dämpfen dürfte.

Preistreiber blieben dagegen die Nahrungsmittel. Diese verteuerten sich um 2,8 (März: +3,0) Prozent. In Nordrhein-Westfalen kostete beispielsweise Obst 8,0 Prozent mehr als im April 2024. Dabei wurden für Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren oder Ähnliches 27,2 Prozent mehr verlangt als ein Jahr zuvor. Gemüse kostete 5,3 Prozent mehr – hier verteuerten sich etwa Tomaten (+31,6 Prozent) und Paprika (+26,3 Prozent) sehr stark. Dienstleistungen kosteten 3,9 Prozent mehr (März: +3,5 Prozent). Hier mussten Verbraucher zuletzt etwa für Versicherungen deutlich mehr bezahlen.

“KEIN ANLASSE ZUR SORGE”

Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, oft auch als Kerninflation bezeichnet, stieg auf 2,9 (März: 2,6) Prozent. “Das ist kein Anlass zur Sorge, sondern liegt daran, dass Ostern, anders als 2024, auf den April fiel”, sagte die Geldpolitik-Expertin des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Silke Tober. Dadurch seien Flüge und Pauschalreisen deutlich teurer geworden – “ein normaler Nachfrageeffekt”.

Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Währungsraum ist zwei Prozent. Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Teuerungsrate liegt aktuell mit 2,2 Prozent noch über dieser Zielmarke. Die Währungshüter haben wegen des nachlassenden Preisdrucks zuletzt sieben Mal in Folge ihren Leitzins gesenkt.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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