US-Wirtschaft schrumpft – “Fehlstart für Trumps goldenes Zeitalter”

Washington (Reuters) – Die US-Wirtschaft ist in den ersten Monaten der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump überraschend geschrumpft.

Trump machte umgehend seinen Vorgänger Joe Biden für die maue Konjunktur verantwortlich und mahnte zur Geduld. “Wenn der Boom beginnt, wird er beispiellos sein”, erklärte der Republikaner am Mittwoch in einem Beitrag in den sozialen Medien. Er reagierte auf unerwartet schlechte Konjunktur-Daten. Denn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent, wie das US-Handelsministerium in einer ersten Schätzung mitteilte. Ökonomen hatten hingegen mit 0,3 Prozent Wachstum gerechnet. Im Schlussquartal 2024 hatte es noch einen Anstieg von 2,4 Prozent gegeben.

“Das von Trump ausgerufene goldene Zeitalter beginnt mit einem klaren Fehlstart”, sagte Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. “Für die Vollbremsung des Wirtschaftswachstums muss Trump sich den Schuh anziehen.” Der Zickzack-Kurs der US-Regierung sorge weiter für hohe Unsicherheit, erklärte Analyst Hepperle. Bei Investitions- und Konsumentscheidungen bleibe vorerst Zurückhaltung angesagt. “Wegen der sichtbarer werdenden zollbedingten Belastungen steuert die US-Wirtschaft auf eine Sommerflaute zu.”

“BREMSWIRKUNG” VON TRUMPS POLITIK BALD NOCH MEHR SICHTBAR

Stephan Bales von der KfW-Bank sagte, die BIP-Zahlen gäben nur einen begrenzten Einblick in die tatsächliche Lage der US-Wirtschaft. Einmaleffekte wie ein Lageraufbau hätten im ersten Quartal noch unterstützend gewirkt – doch das dürfte sich rasch ändern. Das Konsumentenvertrauen und die Investitionsbereitschaft signalisierten klar eine weitere Abkühlung. “Noch spiegeln sich diese Faktoren sowie Trumps Rundumschlag bei den Zöllen im April nur begrenzt in den Daten wider”, sagte US-Experte Bales. “Die ungeschönte Bremswirkung von Trumps Wirtschaftspolitik dürfte sich ab Mitte des Jahres noch viel deutlicher zeigen.”

Trump hingegen betonte: “Unser Land wird boomen, aber wir müssen den Biden-‘Überhang’ loswerden.” Das werde noch eine Weile dauern und “hat NICHTS MIT DEN ZÖLLEN ZU TUN, sondern nur damit, dass er uns schlechte Zahlen hinterlassen hat”, schrieb der 78-Jährige und prognostizierte einen Boom. “HABT GEDULD!!!”

Trump hat gegen fast alle Handelspartner der USA Zollerhöhungen verhängt. Einige Zölle sind noch ausgesetzt – etwa für Verhandlungen. Die Abschottungspolitik sorgt für große Unsicherheit an den Finanzmärkten und in der Wirtschaft. Denn dies könnte den globalen Welthandel deutlich bremsen und damit auch die exportorientierte Wirtschaft in der Euro-Zone und vor allem in Deutschland.

Der von Trump angezettelte Handelskrieg wird sich laut Internationalem Währungsfonds nicht für die USA auszahlen. Im Gegenteil: Der IWF korrigierte jüngst seine Prognosen für die US-Wirtschaft drastisch nach unten. Demnach dürfte die US-Wirtschaft 2025 zwar noch um 1,8 Prozent und 2026 um 1,7 Prozent zulegen. Damit liegt die geschätzte Wachstumsrate aber 0,9 beziehungsweise 0,4 Prozentpunkte unter der IWF-Prognose vom Januar, als Trump erneut ins Weiße Haus einzog.

Auch die US-Notenbank Fed schaut sich genau an, wie sich die Zollpolitik des US-Präsidenten auf die Wirtschaft auswirkt und will dies bei ihrer Geldpolitik berücksichtigen. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell haben zuletzt ihren Leitzins bei 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, aber auch erklärt, notfalls zu handeln.

Für Enttäuschung sorgten auch neue Zahlen vom Jobmarkt. Denn US-Unternehmen haben einer Umfrage zufolge im April weit weniger Stellen geschaffen als gedacht. In der Privatwirtschaft entstanden 62.000 neue Jobs, wie aus der veröffentlichten Firmenbefragung des Personaldienstleisters ADP hervorgeht. Ökonomen hatten dagegen mit 115.000 Jobs gerechnet. Im März waren es nach unten revidierte 147.000 neue Stellen gewesen.

Trotz einer hartnäckig hohen Inflation zeigten sich die US-Verbraucher zuletzt überraschend spendabel. Sie steigerten ihre Konsumausgaben im März um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilte. Volkswirte hatten nur mit einem Zuwachs von 0,5 Prozent gerechnet, nach einem Plus von aufwärts revidiert 0,5 Prozent im Februar. Der private Konsum gilt als Triebfeder der US-Wirtschaft.

(Bericht von Lucia Mutikani, geschrieben von Klaus Lauer, Rene Wagner und Christian Krämer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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