US-Zollchaos stimmt Hapag-Lloyd auch nach gutem Jahresstart vorsichtig

Berlin (Reuters) – Das Chaos rund um die US-Zollpolitik dämpft bei Deutschlands größter Containerreederei Hapag-Lloyd auch nach einem deutlichen Gewinnanstieg zum Jahresauftakt die Erwartungen für 2025.

Konzernchef Rolf Habben Jansen sagte am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung, 22 Prozent des globalen Containerverkehrs stünden im Zusammenhang mit den USA. Beim Ladungsaufkommen von Hapag-Lloyd seien es 27 Prozent. “Vor diesem Hintergrund wiegen US-Zölle besonders schwer.” Nicht zuletzt deshalb bleibt Hapag-Lloyd dabei, dass beim operativen Gewinn (Ebit) 2025 auch nur eine schwarze Null drin sein könnte. Maximal gelten 1,5 Milliarden Euro als möglich, im ersten Quartal fuhr Hapag-Lloyd schon einmal ein Drittel davon ein.

Sollte es keine Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und vor allem China geben, dürfte sich dies deutlich negativ auf das weltweite Container-Aufkommen auswirken, so Habben Jansen. “Aufgrund unserer globalen Präsenz haben wir ein gewisses Maß an Flexibilität, unsere Schiffe auch auf anderen Fahrtgebieten einsetzen zu können, aber natürlich nicht unbeschränkt.”

US-Präsident Donald Trump hat nach seinem zweiten Amtsantritt eine härtere Gangart in der Zollpolitik vor allem gegenüber China eingelegt und damit für große Verunsicherung im Welthandel gesorgt. Für Hapag-Lloyd, weltweit die fünftgrößte Containerreederei, ist das Nordamerika-Geschäft eine zentrale Säule. Die Verbindungen stecken auch im Namen des Traditionskonzerns: Hapag-Lloyd ging aus den Reedereien Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) und Norddeutscher Lloyd hervor.

DEUTLICHE RÜCKGÄNGE BEI NEUBUCHUNGEN MIT CHINA-BEZUG

Aktuell sehe die Reederei einerseits deutliche Rückgänge bei Neubuchungen mit Bezug zu China, die sich mitunter auf bis zu 30 Prozent summierten, führte Habben Jansen aus. Auch gebe es kurzfristige Stornierungen durch Kunden, was die Verunsicherung am Markt zeige. Allerdings stiegen auf der anderen Seite auch Buchungen aus Ländern wie Malaysia, Vietnam oder Thailand. Diese könnten die Rückgänge im China-Geschäft aber nicht vollständig kompensieren. Darauf werde reagiert. Kapazitätsanpassungen würden geprüft, sollte sich die Lage weiter verschlechtern.

Auch die Sicherheitslage im Roten Meer bleibe leider angespannt, betonte Habben Jansen. Wegen Angriffen jemenitischer Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer meidet Hapag-Lloyd – wie viele andere Linien-Reedereien auch – das Seegebiet und den angrenzenden Suezkanal seit Monaten. Die Schiffe werden um die Südspitze Afrikas umgeleitet, was Kosten, Fahrzeiten und Emissionen erhöht, aber auch die Frachtraten nach oben treibt. Auch bewirken solche Krisen sowie die Unsicherheiten rund um die US-Zollpolitik, dass die Kunden stärker um die vorhandenen Stellplätze auf den fast 300 Hapag-Lloyd-Schiffen buhlen.

So spülte eine hohe Nachfrage bei gestiegenen Frachtraten im ersten Quartal Hapag-Lloyd deutlich mehr Geld in die Kassen. Der operative Gewinn (Ebit) wuchs um 24 Prozent auf 500 Millionen Euro. Sowohl die Transportmenge mit 3,3 Millionen Standardcontainern (TEU) als auch die durchschnittliche Frachtrate mit 1480 Dollar je TEU lagen jeweils rund neun Prozent über dem Vorjahreswert.

Hapag-Lloyd will die eigenen Kosten drücken und startet aktuell ein Programm, mit dem in den kommenden 18 Monaten eine Milliarde US-Dollar eingespart werden soll. Dafür soll das Geld im Einkauf stärker zusammengehalten werden. Aber auch aus der im Februar angelaufenen Kooperation mit dem nach der Schweizer MSC Branchenzweiten Maersk verspricht sich Hapag-Lloyd Einsparungspotenzial. Als vorrangiges Ziel des künftig zum Teil mit den Dänen kombinierten Liniennetzes gilt Pünktlichkeit.

(Bericht von Elke Ahlswede, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL3T0Q4-VIEWIMAGE