Investor fordert Klarheit zu Kartell-Vorwürfen gegen DHL

Düsseldorf (Reuters) – Der Investor DWS pocht beim Logistikriesen DHL auf Aufklärung von Kartellvorwürfen gegen den Bonner Konzern in dessen Briefbereich.

Die Deutscher Versand Services GmbH (DVS) habe Kartellklage gegen DHL eingereicht, eine erste mündliche Verhandlung habe stattgefunden, sagte DWS-Vertreter Hendrik Schmidt am Freitag bei der DHL-Hauptversammlung in Bonn laut Redetext. Der entstandene Schaden werde von dem Wettbewerber auf rund eine Milliarde Euro beziffert. “Ist die DHL-Gruppe für diesen Geschäftsbereich der richtige Eigentümer?”, fragte Schmidt mit Blick auf das Briefgeschäft des Deutsche-Post-Eigentümers.

Ein DVS-Mitgesellschafter, der Investor 7Square Partners, habe sich in dieser Sache bereits in einem Brief an Vorstand und Aufsichtsrat von DHL gewandt und “umgehende Konsequenzen” gefordert, fügte Schmidt hinzu. DHL solle nun bei dem Aktionärstreffen ausführen, wie sich Vorstand und Aufsichtsrat mit dem Schreiben befasst hätten. “Bitte ordnen sie dieses Verfahren ausführlich ein, insbesondere in Bezug auf den weiteren zeitlichen Ablauf”, forderte er.

7Square Partners hatte in dem von Reuters eingesehenen Schreiben kritisiert, DHL unterbinde den Wettbewerb im Briefbereich bei Geschäftskunden systematisch. DVS wirft dem Marktführer Deutsche Post im Bereich von Dialogpost-Werbebriefen unter anderem vor, Mindestpreise für Sendungen unterschritten und sich so Aufträge von Firmen gesichert zu haben, die sonst DVS erhalten hätte. Dialogpost wird gezielt an Haushalte verschickt. Die Post scheine sich anhand ihrer Praktiken zumindest in Teilen nicht mit der vom Gesetzgeber vorgesehenen Liberalisierung des Postmarktes abgefunden zu haben, hieß es in dem Schreiben von 7Square.

“Der Sachverhalt ist seit Längerem bekannt und es gibt keine neuen Entwicklungen”, hatte der Deutsche-Post-Eigner DHL dazu erklärt. Das Klageverfahren werde weiter vor Gericht verhandelt. “Wir haben in der Sache eine grundlegend andere Rechtsauffassung als DVS und werden diese entschieden vor Gericht vertreten”, betonte der Dax-Konzern.

Die Fondsgesellschaft DWS hatte sich bereits dafür ausgesprochen, dass der weltweit agierende Logistiker DHL eine Abspaltung des Brief- und Paketgeschäfts in Deutschland prüfen solle. “Ist die Deutsche Post der richtige Eigentümer der Post&Paket-Division?”, hatte Schmidt bei der letzten Hauptversammlung 2024 gefragt. Auch die Fondsgesellschaft Deka hatte entsprechende Fragen aufgeworfen.

DHL-Chef Tobias Meyer hatte eine Trennung vom Brief- und Paketgeschäft in Deutschland immer wieder abgelehnt. Mit Verweis auf die komplexe rechtliche Struktur des Bonner Konzerns hatte er aber im vergangenen Jahr eine eigenständige Gesellschaft für das Geschäft auf den Weg gebracht. “Wir glauben strategisch an dieses Geschäft”, hatte er zugleich gesagt: “Das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland ist untrennbar miteinander verbunden”. Die Brief- und Paketsparte beschäftigt in Deutschland knapp 190.000 Menschen. Belastet wird die Sparte von andauernden Rückgängen der Briefmenge – Meyer will dies durch den wachsenden Paketmarkt auffangen.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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