Frankfurt (Reuters) – Nach der gescheiterten Kanzlerwahl von Friedrich Merz hat der deutsche Leitindex seine Kursverluste ausgebaut.
Der Dax notierte am Dienstagvormittag 1,9 Prozent im Minus und rutschte erneut unter die Grenze von 23.000 Punkten. CDU-Chef Merz war bei der Wahl zum Bundeskanzler im ersten Wahlgang gescheitert.
Nach einem zunächst freundlichen Handelsstart hatte der Dax bereits zuvor die anfänglichen Kursgewinne wieder abgegeben. Die Aussicht auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen China und den USA hatte den Dax zum Wochenanfang auf bis zu 23.344 Punkte getrieben – in greifbare Nähe seines im März aufgestellten Allzeithochs von 23.476 Zählern.
“Der Markt sieht Merz immer noch als Kanzler”, kommentierte Rabobank-Ökonom Stefan Koopman in Amsterdam. “Aber es ist kein gutes Zeichen, da er bereits unter niedrigen Zustimmungswerten bei den Wählern leidet und die AfD zu erstarken scheint.” Der deutsche Aktienmarkt habe mit Verzögerung reagiert, sagte Carsten Brzeski, Chef-Volkswirt bei der ING Bank. “Die gescheiterte Abstimmung ist ein klares Zeichen dafür, dass nicht jeder in der CDU mit der finanzpolitischen Wende einverstanden ist.” Für ausländische Investoren sei dies ein Hinweis, dass sich nicht jeder der aktuellen Lage und Dringlichkeit bewusst sei.
Merz erhielt am Dienstag im Bundestag bei der Wahl zum Bundeskanzler nur 310 Ja-Stimmen und verfehlte damit die Kanzlermehrheit von 316 Stimmen. Die neue Regierungskoalition von CDU/CSU und SPD verfügt über 328 Stimmen im Parlament. Die Fraktionen beraten nun, ob ein zweiter Wahlgang am Mittwoch angesetzt werden kann.
(Bericht von Stefanie Geiger, Paolo Laudani; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)