Frankfurt (Reuters) – Die Finanzaufsicht Bafin hat dazu aufgerufen, angesichts der weltpolitischen Verwerfungen und Börsenturbulenzen die Regulierung in Europa nicht aufzuweichen.
Nicht notwendige Komplexität in den Vorschriften müsse aber abgebaut werden, sagte der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Mark Branson, am Mittwoch in Frankfurt. “Wir können in Europa punkten, indem wir keine Abstriche an der Resilienz des Finanzsystems machen, Rechtssicherheit bieten und unabhängige Institutionen schätzen und schützen.” Die Regulierung solle gleich streng bleiben, dabei aber so angemessen und praxisnah gestaltet werden, dass Finanzfirmen jeder Größe gut mit ihr umgehen könnten.
Trotz der jüngsten Turbulenzen hätten die Börsen bislang gut funktioniert, sagte Branson. Es habe keine Liquiditätsengpässe gegeben – Nachschussforderungen seien erfüllt worden. Finanzinstitute seien nicht in Schwierigkeiten geraten. Allerdings seien einige Handelsplattformen für Privatanleger in Spitzenzeiten nicht durchgehend verfügbar gewesen. Das sei für die Bafin ein Thema, sagte Branson. Dienstleistungen dürften nicht genau dann ausfallen, wenn sie am meisten gebraucht würden. Grundsätzlich sind die Finanzfirmen in Deutschland aus Sicht des Bafin-Chefs aber aktuell gut aufgestellt – auch dank der Regulierung. Das sei die Bilanz der ersten Monate des Jahres.
Der Bafin-Chef warnte zugleich aber vor einem erheblichen Potenzial für Rückschläge an den Börsen. Die Unsicherheit bleibe extrem hoch. Zudem könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich Probleme im Nichtbankensektor auf die Banken auswirkten. Bei den Geldhäusern würden die Zinserträge voraussichtlich wieder sinken – zudem stiegen die Risiken für Kreditausfälle. Auch für Versicherer könne es schwerer werden, genügend hohe Renditen aus ihren Investments zu erzielen. Beaufsichtigte Finanzfirmen müssten daher vorsichtig agieren und ihre Widerstandsfähigkeit stärken.
“Die Kalibrierung unserer Regulierung ist richtig”, sagte Branson. “Sie hat uns Stabilität in turbulenten Zeiten gewährt.” Die EU solle aber handeln und Regulierung und Aufsicht weiter auf Effizienz trimmen. Die Bafin werde dieses Jahr die MaRisk-Regulierung überprüfen, die Mindestanforderungen an den Umgang mit Risiken. “Wir werden dem nationalen und europäischen Gesetzgeber immer wieder Vorschläge machen, an welchen Stellen Regeln angepasst oder zurückgenommen werden könnten.”
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)