China und USA verhandeln in der Schweiz über Zollstreit

Washington/Peking (Reuters) – Die USA und China wollen erstmals über eine Beilegung ihres Handelskonfliktes verhandeln.

Dazu kommen US-Finanzminister Scott Bessent und der Handelsbeauftragte Jamieson Greer am Samstag in Genf mit dem chinesischen Vizeministerpräsidenten He Lifeng zusammen. Dies gaben beide Regierungen in separaten Erklärungen bekannt. Dabei soll über eine Senkung der Zölle diskutiert werden, sagten zwei mit den Planungen vertraute Insider am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Auch Exportkontrollen sollen demnach Thema werden.

“Ich habe das Gefühl, dass es hier um Deeskalation geht”, sagte Bessent dem Sender Fox News. “Wir müssen erst deeskalieren, bevor wir weitermachen können.” Ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums bestätigte das Treffen. “Auf der Grundlage einer umfassenden Abwägung der globalen Erwartungen, der Interessen Chinas und der Appelle der US-Industrie und der Verbraucher hat China beschlossen, wieder mit den USA zu verhandeln”, sagte ein Sprecher.

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt hatten sich in den vergangenen Monaten gegenseitig mit Strafzöllen von weit über 100 Prozent überzogen. Für Exportweltmeister China steht besonders viel auf dem Spiel, da der riesige Industriesektor die Hauptlast der Zölle trägt und der wichtige US-Markt wegzubrechen droht. Die Investmentbank Nomura erwartet, dass der Handelskrieg bis zu 16 Millionen Arbeitsplätze in China kosten könnte.

“WIR WOLLEN FAIREN HANDEL”

Die chinesische Notenbank beschloss auch deshalb am Mittwoch eine Reihe von Maßnahmen zur Lockerung ihres geldpolitischen Kurses. So soll der Leitzins von 1,5 auf 1,4 Prozent sinken. Auch wird die Liquidität, die Großbanken bei der Zentralbank vorhalten müssen (RRR), reduziert. Zusätzlich wurden weitere Schritte beschlossen, etwa neue, zinsbegünstigte Refinanzierungsinstrumente unter anderem für Technologie- und Konsumkredite, kleine und mittelgroße Betriebe sowie für die Landwirtschaft. “Während sich die unmittelbaren Effekte auf die Kreditnachfrage und den Konsum in Grenzen halten werden, könnte die heutige Zinsentscheidung der erste Schritt von weiteren Stützungsmaßnahmen sein”, sagte Sandro Pannagl von der Landesbank Baden-Württemberg. Sie dürfte die Stimmung in der Wirtschaft heben.

Die Reise der US-Delegation in die Schweiz gilt eigentlich einem Treffen mit der Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, bei dem es ebenfalls um Handelsfragen gehen soll. In der Erklärung des US-Finanzministeriums hieß es nur, dass Bessent und Greer im Rahmen der Reise auch ein Treffen mit einem hochrangigen Vertreter in Wirtschaftsfragen aus China haben werden, ohne einen konkreten Namen zu nennen. Kurz nach dieser Ankündigung bestätigte ein Sprecher des Handelsministeriums in Peking, dass Vizeministerpräsident He Lifeng dabei sein werde.

Trump stört sich seit Jahren am enormen Defizit im Handel mit China: Die USA importieren von dort weit mehr Waren als sie dorthin exportieren. “Wir wollen keine Entkopplung”, sagte Finanzminister Bessent. “Wir wollen fairen Handel.”

(Bericht von Andrea Shalal, David Lawder, Steve Holland, Laurie Chen, Liz Lee und Joe Cash, geschrieben von Alexandra Falk und Rene Wagner, redigiert von Kirsti Knolle. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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