Immobilienkonzern Vonovia baut um – Stabwechsel an der Spitze

Düsseldorf (Reuters) – Ende einer Ära beim größten deutschen Immobilienkonzern Vonovia: Firmenchef Rolf Buch verlässt den von ihm geprägten Branchenprimus überraschend zum Jahresende.

Nachfolger des seit 2013 amtierenden Buch wird der ehemalige SAP-Manager und Vodafone-Finanzchef Luka Mucic, teilte Vonovia nach einer einstimmigen Entscheidung des Aufsichtsrats mit. “Vonovia war mehr als eine Dekade mein berufliches Zuhause, das ich nun zum Jahresende verlassen werde”, sagte der 60-jährige Buch. “Ich bin mir sicher, dass er mein gefühltes Baby, die Vonovia, (…) in eine noch größere Zukunft führen wird”, sagte er am Mittwoch mit Blick auf seinen Nachfolger. “Wohnen ist kein austauschbares Produkt”, betonte der designierte neue Chef Mucic. “Menschen ein Zuhause zu bieten, geht mit einer hohen Verantwortung einher.”

Der ehemalige Bertelsmann-Manager Buch war 2013 an die Spitze der heutigen Vonovia – der ehemaligen Deutsche Annington – gerückt und hatte den Konzern danach an die Börse geführt. 2015 rückte der Immobilienriese in den Leitindex Dax auf. Buch hatte Vonovia ein neues Geschäftsmodell als Dienstleister rund um das Wohnen und einen rasanten Expansionskurs verordnet. Unter anderem hatten die Bochumer unter seiner Ägide nach mehreren Fehlschlägen den Berliner Konkurrenten Deutsche Wohnen geschluckt. Von der teils harschen Kritik von Mieterverbänden an den Wohnungsriesen hatte er sich nicht beeindrucken lassen.

Buch hatte Vonovia zuletzt durch die Immobilienkrise gesteuert, nach Milliardenverlusten durch die Abwertung von Immobilien wittern die Bochumer nun wieder Morgenluft und setzen erneut auf Wachstum. “Unsere Strategie (…) funktioniert”, sagte Buch. Sein Vertrag hätte sich ursprünglich noch bis 2028 erstreckt, seinen Nachfolger Mucic kann er nun einarbeiten. Mucic solle Vonovia in einer neuen Wachstumsphase anführen, die sich über die Mittelfrist-Ziele 2028 hinaus erstrecken soll, sagte er.

Zudem kann Mucic als kommender Vonovia-Chef bei der neuen Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz vorstellig werden, die wichtige Weichenstellungen für den deutschen Wohnungsmarkt vornehmen will. Buch lobte den Koalitionsvertrag von Union und SPD bereits, vor allem die geplante Absicherung des Gebäudetyps E mit einfacheren Bauvorschriften sei ein “wirklicher Durchbruch”. Kontraproduktiv für den Wohnungsmarkt sei aus seiner Sicht aber die Verlängerung der von ihm immer wieder kritisierten Mietpreisbremse.

EIN BIER MIT MUCIC

Mit Mucic habe er sich “auch im Vorfeld noch mal sehr intensiv ausgetauscht”, sagte Buch. Er wäre mit Mucic auch ohne die Entscheidung gern ein Bier trinken gegangen. Jetzt würden es ein paar Getränke mehr werden bis zur Stabsübergabe Ende 2025. Bis dahin gebe es aber noch viel zu tun: “Es wird nicht langweilig.” Mucic wird von Weggefährten als Manager beschrieben, der sich tief in Themen einarbeite – und dabei auch gut mit Menschen könne. Der Musik-Fan, Familienmensch und Tischtennis-Spieler sei kein reiner Zahlenmensch.

Erleichtert wird Buch die Übergabe seines “Babys” auch dadurch, dass Vonovia nach dem Ende der durch hohe Zinsen und explodierende Baukosten verursachten Immobilienkrise wieder auf Wachstum schaltet. Vonovia konnte mit Zuwächsen ins neue Geschäftsjahr starten und schrieb auch unter dem Strich schwarze Zahlen. Der bereinigte Gewinn vor Steuern (Ebt) stieg im ersten Quartal um knapp 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert auf 478,7 Millionen Euro. Die Mieten legten organisch um 4,3 Prozent zu. Der Verkehrswert des Immobilien-Portfolios stieg leicht auf 82,3 Milliarden Euro. Gleichzeitig wird das Investitionsprogramm wieder hochgefahren. Die Gesamtleistung für Instandhaltung, Modernisierung, Bestandsinvestitionen und Neubau lag mit 409,6 Millionen Euro um knapp 30 Prozent über dem Vorjahreswert. “Mitten in einem weltweit wirtschaftlich volatilen Umfeld verzeichnet Vonovia einen erfreulichen Jahresauftakt”, bilanzierte Buch, der auch die Prognose für 2025 und seine Mittelfrist-Ziele für 2028 bekräftigte.

Bei den Transaktionen am Immobilienmarkt habe es einen guten Start ins Jahr gegeben, bilanzierten die Bochumer in einer Präsentation. Es gebe wieder starkes Interesse deutscher und internationaler Investoren. Auch die zu Jahresbeginn anziehenden Zinsen am Rentenmarkt hätten keine Auswirkungen auf den Markt gezeigt. Die Aussicht auf einen höheren Schuldenstand Deutschlands durch die Lockerung der Schuldenbremse und ein Sondervermögen Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden Euro hatte die Bond-Renditen nach oben getrieben. Vonovia besitzt rund 535.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich.

(Bericht von Matthias Inverardi und Tom Sims. Redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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