Frankfurt (Reuters) – Die Luxusstrategie von Mercedes-Chef Ola Källenius wird von Aktionären angesichts des jüngsten Gewinneinbruchs des Autobauers stärker in Frage gestellt.
Die Luxus-Strategie habe bisher nicht gezündet, für eine Abkehr davon sei es aber noch zu früh, sagte Ingo Speich, Nachhaltigkeitschef der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investment, am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung des Dax-Konzerns. “Wunsch und Wirklichkeit des Mercedes-Managements liegen immer weiter auseinander”, kritisierte er. Moritz Kronenberg, Fondsmanager von Union Investment, äußerte die Sorge, dass die Preise von Mercedes-Modellen aufgrund der Luxusstrategie inzwischen zu hoch seien. Källenius brauche einen Plan B, wenn Luxus nicht funktioniere.
Der Stuttgarter Autokonzern mit dem Stern als Logo hatte vor drei Jahren beschlossen, sich stärker auf hochpreisige luxuriöse Modelle zu verlegen, um zweistellige Renditen zu erreichen. Nach einer Corona-Sonderkonjunktur kühlte sich die Autonachfrage aber weltweit ab. Der harte Wettbewerb und die schnelle Umstellung auf Elektroautos in China setzen zudem die deutschen Autobauer auf ihrem wichtigsten Markt stark unter Druck. Nun befürchten Anleger, dass sich die Talfahrt des Gewinns aufgrund der Belastung durch die US-Importzölle noch beschleunigt. Vor diesem Hintergrund äußerte auch die Deutsche-Bank-Tochter DWS die Sorge, dass Mercedes-Benz mit schwacher Nachfrage und “Luxusmüdigkeit” kämpfen wird. “Wie belastbar sind die Wachstumsannahmen im Luxussegment mittel- bis langfristig?”, fragte DWS-Vertreter Hendrik Schmidt, der den Fokus auf Luxus grundsätzlich aber unterstützte.
Im vergangenen Jahr sank das Konzernergebnis von Mercedes-Benz um 28 Prozent auf gut zehn Milliarden Euro. Die Dividende wird daher mit 4,30 Euro je Aktie um ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr gekürzt. Im ersten Quartal verschärfte sich der Gewinneinbruch auf ein Minus von 43 Prozent unter dem Strich – noch bevor im April die Einfuhrzölle der USA von zusätzlichen 25 Prozent auf Autoimporte in Kraft traten. Nach einem Bericht von “Business Insider” sind fast zwei Drittel des US-Absatzes von Mercedes Importwagen. Aufgrund der unklaren Belastungen durch die Zölle hatte Källenius vergangene Woche die Jahresprognose gekippt. Die ursprüngliche Prognose von sechs bis acht Prozent Marge bei Pkw könnte im schlechtesten Fall drei Prozentpunkte niedriger ausfallen.
An der Strategie hält Källenius trotz wachsenden Drucks auf die Nachfrage aber fest. Auf Basis verschiedener Prognosen erwartet der Autobauer weltweit weiteres Vermögenswachstum und eine steigende Anzahl von Haushalten mit hohen Einkommen. “Ausgehend davon sehen wir weiteres Wachstumspotenzial, besonders in den oberen Segmenten des Automarktes”, sagte Källenius. “Wir rechnen mittel- bis langfristig im Luxussegment mit höheren Wachstumsraten als im Durchschnitt des weltweiten Pkw-Marktes.”
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)