Lahore/Neu-Delhi (Reuters) – Einen Tag nach dem indischen Angriff auf Ziele in Pakistan haben sich die Kämpfe der beiden Atommächten ausgeweitet.
Das pakistanische Militär teilte am Donnerstag mit, über dem eigenen Luftraum 25 aus Indien kommende Drohnen abgeschossen zu haben. Indien habe mit Drohnen des Typs Harop aus israelischer Produktion mehrere Orte angegriffen, sagte ein Militärsprecher. Darunter seien die beiden größten Städte des Landes, Karatschi und Lahore, gewesen. In Lahore wies das US-Generalkonsulat seine Belegschaft an, sich in Sicherheit zu bringen. Indien erklärte, mehrere Angriffsversuche Pakistans abgewehrt zu haben. Beide Seiten meldeten nach dem jüngsten Gewaltausbruch jeweils Dutzende getötete Kämpfer und Soldaten.
Der pakistanische Militärsprecher sagte, Drohnen würden weiterhin in den pakistanischen Luftraum eindringen. Indien werde für diese “unverhohlene Aggression weiterhin teuer bezahlen”. In der Nacht zu Donnerstag hatte es erste Meldungen des pakistanischen Nachrichtensenders Geo TV über eine Explosion in Lahore im Osten des Landes gegeben.
Das US-Generalkonsulat dort schickte seine Mitarbeiter mittlerweile in Schutzräume. Das geschehe angesichts von Berichten über Explosionen, abgeschossene Drohnen und mögliche Verletzungen des Luftraums, teilte das Außenministerium mit. Laut dem US-Generalkonsulat gab es auch Berichte, dass die Behörden einige an den Hauptflughafen von Lahore grenzende Gebiete evakuieren wollen. Im Großraum von Lahore leben um die 13 Millionen, von Karatschi mehr als 18 Millionen Menschen.
INDIEN: PAKISTANS BESCHUSS IN KASCHMIR TÖTET FÜNF KINDER
Das indische Verteidigungsministerium erklärte, Pakistan habe versucht, mehrere militärische Ziele im Norden und Westen Indiens zu attackieren. Auch habe Pakistan seinen Beschuss über die Waffenstillstandslinie in der Himalaya-Region Kaschmir verstärkt. Dabei seien auf indischer Seite 16 Menschen, darunter fünf Kinder, getötet worden. Die indischen Streitkräfte hätten ihrerseits am Donnerstag Radar- und Luftabwehrsysteme an mehreren Standorten in Pakistan angegriffen. Die indische Reaktion habe in ihrem Umfang und ihrer Intensität den pakistanischen Angriffe entsprochen.
Nachdem bereits am Mittwoch Dutzende zivile Opfer auf beiden Seiten gemeldet worden waren, kamen nun auch Angaben zu den im jeweils anderen Land getöteten Kämpfern. So will Indien Regierungskreisen zufolge bei den Angriffen auf Pakistan am Mittwoch mehr als 100 “Terroristen” getötet haben. Das erklärte Verteidigungsminister Rajnath Singh Regierungskreisen zufolge vor Parteien des Landes. Die pakistanische Regierung teilte mit, es seien 40 bis 50 indische Soldaten an der De-facto-Grenze in Kaschmir getötet worden. Dort war es am Mittwoch zu intensivem Beschuss und schwerem Gewehrfeuer gekommen war.
Um Kaschmir haben das mehrheitlich hinduistische Indien und das überwiegend muslimische Pakistan seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 bereits zwei ihrer drei Kriege geführt. Beide Länder beanspruchen die Region vollständig, kontrollieren jedoch jeweils nur einen Teil davon.
Vor der jüngsten Eskalation hatten sich die Spannungen schon seit gut zwei Wochen immer mehr aufgebaut. Auslöser war ein Angriff militanter Islamisten auf hinduistische Touristen imindischen Kaschmir am 22. April, bei dem 26 Menschen getötet worden waren. Indien erklärte, zwei der drei Tatverdächtigen seien pakistanische Staatsangehörige, legte jedoch keine detaillierten Beweise vor. Pakistan bestritt jede Beteiligung.
(Bericht von Mubasher Bukhari, Tanvi Mehta und Surbhi Misra, geschrieben von Elke Ahlswede.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)