Düsseldorf (Reuters) – Der Rüstungskonzern Rheinmetall steuert dank der massiven Aufrüstung der westlichen Länder auf Rekordkurs und will nun in Deutschland auch Satelliten herstellen.
Vorstandschef Armin Papperger sieht für den Düsseldorfer Dax-Konzern auch in Zukunft rasantes Wachstum: Laufe alles rund, könne Rheinmetall 2030 sogar mehr als 40 Milliarden Euro Umsatz erzielen, sagte der Manager am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. 2024 waren es noch knapp zehn Milliarden Euro. Dafür rechnet Papperger mit einer Auftragsflut – und will die Produktion deutlich ausweiten. Dazu widmet Rheinmetall auch Fabriken seiner zivilen Sparte um. In Neuss sollen künftig etwa Satelliten entstehen.
Rheinmetall erlebe “ein Wachstum, wie wir es im Konzern noch nie hatten und kommen unserem Ziel, ein globaler Defence-Champion zu werden, näher”, bilanzierte Papperger bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal. Der Gewinn nach Steuern verdoppelte sich von Januar bis März auf 108 Millionen Euro. Rheinmetall hatte bereits Ende April auf Basis vorläufiger Zahlen ein Umsatzplus von 46 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro verkündet und bestätigte dies nun. Allein im militärischen Geschäft schnellten die Erlöse um rund 73 Prozent in die Höhe. Der Auftragseingang kletterte vor allem durch Bestellungen der Bundeswehr um über 180 Prozent auf elf Milliarden Euro.
Seine Jahresziele bestätigte Rheinmetall “mindestens”: Der Umsatz soll um 25 bis 30 Prozent steigen, im militärischen Geschäft sogar um 35 bis 40 Prozent. Zugleich will der Konzern profitabler arbeiten: Die operative Ergebnisrendite soll auf rund 15,5 (Vorjahr: 15,2) Prozent zulegen. Aktuell geplante Rüstungsausgaben sind in der Prognose ausdrücklich noch nicht enthalten. Wenn sich diese konkretisieren, würden die Prognosen aktualisiert, bekräftigte Papperger.
Der russische Überfall auf die Ukraine hat für die westliche Rüstungsindustrie die Wende gebracht. Die Branche wird dringend für die Stärkung der Streitkräfte gebraucht. Zusätzliche Dynamik gewinnt die Industrie durch die Politik des US-Präsidenten Donald Trump, der auf höhere Rüstungsausgaben der Nato-Staaten pocht und von den liberalen Demokratien Europas abrückt. Papperger geht nach einem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte unter anderem von einem raschen Anwachsen der Verteidigungsausgaben in dem westlichen Militärbündnis aus. Rutte habe ihm bei dem Gespräch in der vergangenen Woche gesagt, dass die Nato-Länder ihre Verteidigungsausgaben auf 3,5 Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung aufstocken sollten. Bisher sind zwei Prozent Ziel, Trump fordert deutlich mehr. Allein aus den geplanten Aufstockungen der Rüstungsausgaben in Deutschland und der EU erwartet Papperger ein Auftragspotential von 300 Milliarden Euro bis 2030.
MILITÄR-SATELLITEN STATT AUTOTEILE
Rheinmetall plant angesichts des Booms, Teile seiner zivilen Produktion für die Autoindustrie auf die boomende Fertigung für das Militär umzustellen. Für das bislang auf die zivile Produktion ausgelegte Werk in Neuss mit rund 1500 Beschäftigten geht der Konzern nun in die Richtung voran: Rheinmetall gründete mit der finnischen ICEYE ein Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung von Satelliten. Ab dem zweiten Quartal 2026 könnten die Flugkörper unter anderem im Werk Neuss entstehen. Der Konzern könnte auch Werke etwa von Autoherstellern wie Volkswagen übernehmen, wenn die Voraussetzungen dafür stimmten, hatte Papperger gesagt. Die Umwidmung von Werken anderer Unternehmen sei ein Weg zu weiterem Wachstum – wie auch Zukäufe oder Kooperationen. Dem Gemeinschaftsunternehmen mit ICEYE traut Papperger einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro zu. Beim jüngst verkündeten Joint Venture mit dem US-Riesen Lockheed Martin zum Bau von Raketen sind es deutlich mehr – hier geht Papperger sogar von fünf Milliarden Euro pro Jahr aus. Unter anderem ATACMS- oder Hellfire-Raketen will Rheinmetall zusammen mit dem US-Partner künftig in Deutschland fertigen.
Einen Umsatzrückgang verzeichnete im ersten Quartal einzig der zivile Bereich Power Systems, der die kriselnde Automobilindustrie beliefert. Die Umsätze gaben hier knapp sieben Prozent 505 Millionen Euro nach. Das operative Ergebnis schrumpfte sogar um 70,4 Prozent auf neun Millionen Euro. Finde sich der richtige Käufer, könnte sich Rheinmetall von der Sparte trennen, hatte Papperger gesagt.
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)