Geheimdienst SBU: Ungarischer Spionagering in Ukraine aufgedeckt

Kiew/Budapest (Reuters) – Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU hat nach eigenen Angaben einen ungarischen Spionagering aufgedeckt, der militärische Einrichtungen im Südwesten der Ukraine ausgespäht haben soll.

Zwei mutmaßliche Spione seien festgenommen worden, teilte der SBU am Freitag mit. Sie seien dem ungarischen Militärgeheimdienst unterstellt gewesen und aus Ungarn heraus gesteuert worden. Es sei das erste Mal in der Geschichte der Ukraine, dass ein ungarisches Spionagenetzwerk entdeckt worden sei, das gegen die Interessen der Führung in Kiew arbeite. Die ungarische Regierung warf der Ukraine Propaganda vor. Ungarn ist Mitglied der EU und der Nato, die beide die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützen. Zugleich aber hat Ungarn mit Viktor Orban einen russland-freundlichen Ministerpräsidenten, der sich wiederholt skeptisch zur Militärhilfe westlicher Staaten für die Ukraine geäußert hat. Orban pflegt trotz der im Februar 2022 begonnenen großangelegten russischen Invasion der Ukraine gute Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin in Moskau.

Der SBU erklärte, die beiden Verdächtigen seien ehemalige Angehörige des ukrainischen Militärs. Sie seien von einem Führungsoffizier des ungarischen Militärgeheimdienstes rekrutiert und mit Bargeld sowie Spezialausrüstung für die geheime Kommunikation ausgestattet worden. Die Agenten hätten den Auftrag gehabt, ihrem Vorgesetzten Einzelheiten über die ukrainischen Flugabwehrbatterien und andere militärische Kapazitäten in der Region Transkarpatien weiterzugeben. Transkarpatien liegt im äußersten Südwesten der Ukraine und grenzt auch an Ungarn.

Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto sagte vor der Presse in Budapest, die Vorwürfe der Ukraine seien Propaganda. “Ich möchte alle bitten, bei allen derartigen Berichten, die in der ukrainischen Propaganda auftauchen, Vorsicht walten zu lassen”, antwortete er auf eine entsprechende Frage. “Sollten wir Einzelheiten oder offizielle Informationen erhalten, können wir uns damit befassen. Bis dahin muss ich dies als Propaganda einstufen, mit der man mit Vorsicht umgehen muss.”

(Bericht von: Christian Lowe, Tom Balmforth, Gergely Szakacs, Paweł Florkiewicz; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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