Frankfurt (Reuters) – Die Hoffnung auf weitere Zollabkommen nach dem Deal der USA mit Großbritannien hat den Dax auf ein Allzeithoch steigen lassen.
Der deutsche Leitindex stieg am Freitag um bis zu 0,8 Prozent auf 23.543,27 Punkte und übertraf damit seinen im März aufgestellten Höchststand. Aus dem Handel ging der deutsche Leitindex 0,6 Prozent höher bei 23.499 Punkten. Noch vor rund vier Wochen sah es am deutschen Aktienmarkt eher düster aus. Nach den drastischen Zollerhöhungen durch US-Präsident Donald Trump Anfang April hatte der Dax seinen monatelangen Höhenflug unterbrochen und war bis auf 18.489 Zähler zurückgefallen.
Der EuroStoxx50 gewann zum Wochenschluss 0,4 Prozent. “Der erste große Handels-Deal ist unter Dach und Fach”, sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. Zudem bestünde die Aussicht auf konstruktive Gespräche mit China am Wochenende. Dabei dürfe jedoch nicht übersehen werden, dass die Ausgangslage für das Abkommen mit Großbritannien einfacher gewesen sei, warnte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. “Denn im Handel mit den USA erwirtschaftet Großbritannien bereits jetzt einen Überschuss. Von daher musste es viel weniger Zugeständnisse machen.” Die US-Börsen notierten am Freitag nach anfänglichen Kursgewinnen schwächer.
ÖLPREIS UND GOLDPREIS ZIEHEN VOR US-CHINA-GESPRÄCHEN AN
Vertreter der beiden größten Volkswirtschaften der Welt treffen sich am Wochenende in der Schweiz, um über Zölle zu diskutieren. Die Anleger hoffen, dass die Gespräche den Handelskrieg beenden werden, der Sorgen um das globale Wirtschaftswachstum ausgelöst hat. Trump hatte am Freitag niedrigere Zölle für Importe aus China ins Spiel gebracht.
Der Optimismus der Anleger vor dem Treffen stützte auch die Preise am Ölmarkt. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 1,5 Prozent auf 63,78 und 60,89 Dollar je Fass (159 Liter). “Sollten beide Seiten ein Datum für formelle Handelsgespräche festlegen und sich darauf einigen, die hohen Zölle während der Verhandlungen schrittweise zu senken, könnte der Ölpreis um weitere zwei bis drei Dollar je Barrel zulegen”, sagte Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights. Am steigenden Goldpreis zeigte sich hingegen, wie nervös die Stimmung an den Börsen weiter ist. “Offensichtlich bleibt die insgesamt anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der Zölle wahrscheinlich der wichtigste Faktor für den Goldpreis”, sagte David Meger, Leiter Metallhandel bei High Ridge Futures. Die Feinunze des als Krisenwährung genutzten Edelmetalls verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 3342 Dollar.
COMMERZBANK NACH STARKEM JAHRESSTART AN DAX-SPITZE
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten stand die Commerzbank. Das Frankfurter Geldhaus überraschte zum Jahresauftakt mit einem kräftigen Gewinnanstieg, was die Aktie mit einem Plus von 4,4 Prozent an die Dax-Spitze trieb. “Insbesondere geringer als erwartete Rückstellungen waren der Grund für die bessere Performance”, kommentierten die Analysten von Metzler.
Gefragt im MDax waren die Titel von Krones, die 2,5 Prozent zulegten. Der weltgrößte Getränkeabfüllanlagen-Hersteller zeigt sich resistent gegen die wachsende Unsicherheit aufgrund der drohenden US-Zölle. Aktien der Biotechfirma Evotec stiegen um 11,3 Prozent und glichen damit ihre Wochenverluste nach enttäuschenden Geschäftszahlen wieder aus.
In Mailand setzten enttäuschende Quartalszahlen die Aktie des italienischen Spirituosenherstellers Campari unter Druck. Die Titel gaben 2,7 Prozent nach.
(Bericht von Anika Ross, Zuzanna Szymanska.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)