Dax legt nach Rekordrally Verschnaufpause ein

Frankfurt (Reuters) – Nach seiner jüngsten Rekordjagd ist der Dax am Mittwoch auf die Bremse getreten.

Der deutsche Leitindex verlor 0,7 Prozent auf 23.467 Zähler, der EuroStoxx50 gab 0,5 Prozent nach. Aus technischer Sicht nähere sich der Dax dem Überkauft-Bereich, sagte Thomas Altmann von QC Partners. Eine Verschnaufpause wäre nun eher der Normalfall und weniger eine Überraschung. Zuletzt hatten die Zoll-Deals der USA mit Großbritannien und China den Dax auf neue Rekordstände gehievt, er stand zeitweise kurz vor der psychologisch wichtigen 24.000-Punkte-Marke. Seit seinem Jahrestief Anfang April, als US-Präsident Donald Trump die Finanzwelt mit seinen deutlichen Zollerhöhungen erschütterte, hat der Dax mehr als 5000 Punkte wettgemacht.

Die Anleger warteten nun auf neue Impulse und Schlagzeilen zum Thema Handelskrieg, resümierte Fiona Cincotta, leitende Marktanalystin bei City Index. Aus Sicht vieler Analysten ist noch nicht klar, wie es etwa zwischen den USA und China nach den zunächst vereinbarten Zollsenkungen für 90 Tage weitergeht. Es sei noch zu früh zu sagen, ob es sich um eine dauerhafte Senkung handle, sagte Elizabeth Kwik von Aberdeen Investments. “Wir rechnen mit langwierigen Verhandlungen.” Ungewiss ist bislang auch wie es nach Ablauf der 90-tägigen Zollpause auf europäischer Ebene weitergeht.

DOLLAR NIMMT TALFAHRT WIEDER AUF

Der Dollar-Index, der trotz der jüngsten Annäherung zwischen China und den USA seinen Abwärtstrend in dieser Woche wieder aufnahm, notierte 0,6 Prozent niedriger bei 100,39 Punkten. Zusätzlich geschwächt wurde die US-Währung durch Spekulationen auf einen lockeren geldpolitischen Kurs der Notenbank Fed. “Wenn sich der Trend zu nachlassendem Preisdruck verstetigt, hätte die US-Notenbank mehr Spielraum, die Zinsen später im Jahr senken zu können,” sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Im April war die US-Inflation überraschend abgeflaut.

Die Fed hatte trotz der Rufe aus dem Weißen Haus nach einer Zinssenkung die Füße zuletzt stillgehalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) drehte wegen des nachlassenden Preisdrucks bereits sieben Mal in Folge an der Zinsschraube. Nach Worten des französischen Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau Spielraum hat die EZB Spielraum für eine weitere Zinssenkung bis zum Sommer. Der Euro notierte am Mittwoch 0,7 Prozent fester bei 1,1264 Dollar.

E.ON NACH ZAHLEN IM AUFWIND

Am deutschen Aktienmarkt bewegte eine Flut von Bilanzzahlen die Einzelwerte. Mit zu den größten Dax-Gewinnern zählten die Aktien von E.ON, die nach einer deutlichen Steigerung des Ergebnisses im ersten Quartal zeitweise 2,2 Prozent zulegten. Die Titel des Chemikalienhändlers Brenntag rutschten angesichts einer enttäuschenden Gewinnentwicklung ans Dax-Ende. Die Titel brachen um bis zu 4,9 Prozent ein. Im MDax rauschten TUI in der Spitze um knapp zwölf Prozent in den Keller. Das bislang schwächere Sommergeschäft machte dem Reisekonzern zu schaffen. Da die Aktie zuletzt stark zugelegt habe, nutzten die Anleger den Rückgang bei den Sommerbuchungen nun für Gewinnmitnahmen, sagte ein Händler. Seit Monatsbeginn kommen die TUI-Papiere auf ein Plus von fast 13 Prozent.

An der Pariser Börse löste die Jahresprognose für den Free Cashflow (FCF) einen Ausverkauf bei den Papieren von Alstom aus. Die Titel des französischen Eisenbahnherstellers stürzten um fast 16 Prozent ab. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr sehe “etwas niedrig” aus, heißt es bei JP Morgan. Der Free Cashflow (FCF) im abgeschlossenen Jahr hatte über den Erwartungen gelegen.

In London ging es für Burberry steil bergauf. Gerade so schaffte der britische Luxusgüterkonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 26 Millionen Pfund ein Plus beim bereinigten operativen Gewinn. Analysten hatten jedoch nur mit elf Millionen Pfund gerechnet. Die Aktien des Traditionsunternehmens stiegen an der Londoner Börse um mehr als 13 Prozent.

Am Ölmarkt drückten Spekulationen auf einen Anstieg der US-Rohölvorräte den Preis. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich jeweils um mehr als ein Prozent auf 65,89 beziehungsweise 62,92 Dollar je Fass. Die offiziellen wöchentlichen Öl-Daten der US Energy Information Administration wurden im Tagesverlauf erwartet.

(Bericht von: Daniela Pegna, Mitarbeit Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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