Israel verstärkt Angriffe auf den Gazastreifen – Trump in der Region

Kairo (Reuters) – Israel hat seine Angriffe auf den Gazastreifen während der Nahost-Reise von US-Präsident Donald Trump den örtlichen Gesundheitsbehörden zufolge verstärkt und dabei mindestens 70 Palästinenser getötet.

Die meisten Todesopfer seien bei einer Reihe israelischer Luftangriffe auf Häuser im Gebiet um Dschabalia im Norden des Küstenstreifens zu beklagen, erklärten Sanitäter am Mittwoch. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht dazu. Die Berichte würden geprüft, teilte es mit. Trump rechtfertigte, dass er bei seiner Reise in die Region auf eine Station bei dem engen US-Verbündeten Israel verzichtete. Dadurch werde Israel nicht an den Rand gedrängt. Gute Beziehungen der USA zu diesen Ländern seien auch gut für Israel, sagte er auf dem Weiterflug von Saudi-Arabien nach Katar. Am Donnerstag wird er in den Vereinigten Arabischen Emiraten erwartet.

Israelischen Presseberichten zufolge wurden bei einem Angriff am Dienstag der Hamas-Militärführer Mohammad Sinwar und andere hochrangige Funktionäre getötet. Am späten Dienstagabend feuerte die mit der Hamas verbündete Extremistengruppe Islamischer Dschihad Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel. Kurz vor Beginn der israelischen Gegenschläge hatte das Militär die Bewohner von Dschabalia und Beit Lahija aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies Kritik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron an seinem Vorgehen im Gazastreifen scharf zurück. Er warf Macron am Mittwoch vor, auf der Seite der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas zu stehen. Zugleich bekräftigte Netanjahu, Israel halte an seinen Kriegszielen fest. Dazu gehöre die Freilassung der Geiseln, die Zerschlagung der Hamas und die Sicherstellung, dass der Gazastreifen keine Bedrohung mehr für Israel darstelle. Macron hatte am Dienstag Netanjahus Vorgehen im Gazastreifen, wo eine halbe Million Menschen vom Hungertod bedroht sind, als “beschämend” kritisiert.

Bundeskanzler Friedrich Merz warnte vor einer drohenden Hungersnot im Gazastreifen. Es seien “alle Beteiligten” aufgefordert, eine solche Entwicklung zu verhindern, sagte Merz in seiner ersten Regierungserklärung im Bundestag und schloss damit indirekt auch die israelische Regierung mit ein. Zum Verhältnis Deutschlands zu dem jüdischen Staat betonte der Kanzler: “Wir stehen unverbrüchlich an der Seite Israels.”

Die Palästinenser hatten darauf gehofft, dass der Besuch von Trump in der Region, der am Dienstag in Saudi-Arabien begann, die Lage deeskalieren könnte. Die Hamas hatte am Montag vor Trumps Reise Edan Alexander freigelassen. Er war die letzte der US-israelischen Geiseln, die die Hamas bei ihrem Überfall auf Israel im Oktober 2023 genommen hatte.

Die Bemühungen um eine Waffenruhe sind in den letzten Wochen ins Stocken geraten. Die Hamas und Israel geben sich gegenseitig die Schuld. Die Freilassung von Alexander war auf Vermittlung der USA sowie Ägypten und Katar zustande gekommen. Israel hat ein Team nach Doha entsandt, um eine neue Gesprächsrunde zu beginnen. Die USA haben einen Plan vorgelegt, um humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen durch private Auftragnehmer wieder aufzunehmen. Israel, das seit Anfang März Lieferungen vollständig blockiert, hat den Plan befürwortet. Die Vereinten Nationen und internationale Hilfsorganisationen haben ihn jedoch abgelehnt. Wichtige Details wie Finanzierung und Geldgeber seien unklar.

Auslöser für den Krieg war der Überfall der Hamas auf Gemeinden im südlichen Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 251 Personen als Geiseln verschleppt. Israel startete daraufhin eine Gegenoffensive. Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden kamen dabei fast 53.000 Palästinenser ums Leben. Der schmale Küstenstreifen wurde weitgehend zerstört. Die Bevölkerung von etwa 2,3 Millionen Menschen steht nach Angaben von Hilfsorganisationen und internationalen Behörden am Rande einer Hungersnot.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi, bearbeitet von Kerstin Dörr und Christian Götz. Redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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