Adidas-Aufsichtsratschef Rabe wendet Abwahl ab

München (Reuters) – Adidas-Aufsichtsratschef Thomas Rabe darf nochmals ein Jahr weitermachen.

Bei seiner Wiederwahl in das Kontrollgremium erhielt er am Donnerstag auf der Hauptversammlung des Sportartikelherstellers in Fürth aber ein noch schwächeres Ergebnis als vor einem Jahr. 64,4 Prozent der Aktionäre votierten für den scheidenden Bertelsmann- und RTL-Chef, wie er selbst als Sitzungsleiter mitteilte. Einflussreiche Aktionäre hatten Rabe vorgeworfen, die Suche nach einem Nachfolger verschleppt zu haben, der ihn eigentlich schon in diesem Jahr ablösen sollte. Sie hatten angekündigt, ihn nicht mehr zu wählen. Die Verzögerung beim Wachwechsel habe “primär mit Kontinuität zu tun und mit mehr Zeit für den Übergang”, hatte Rabe vorher gesagt.

Schon im vergangenen Jahr hatte Rabe nur 69 Prozent der Aktionärsstimmen erhalten. Auch damals ging es nur noch um ein Jahr, in dem er einen Nachfolger suchen wollte. Er habe einen “Plan A” gehabt, diesen aber wieder verworfen, sagte Rabe, und wolle deshalb ein weiteres Jahr bleiben. “Ich kann versprechen, es wird keinen Plan C geben”, fügte er hinzu. Der 59-Jährige hat seinen Rückzug aus dem aktiven Berufsleben für 2026 angekündigt. Den Adidas-Aufsichtsrat führt er seit 2020.

Der einflussreiche Aktionärsberater ISS sowie die Fondsgesellschaften Union Investment, Deka und Allianz Global Investors (AllianzGI) hatten angekündigt, den Aufsichtsratschef nicht noch einmal zu wählen. Deka-Vertreterin Cornelia Zimmermann sprach von einer “misslungenen Nachfolgeplanung”. Schon in den vergangenen Jahren hatte Rabe Kritik auf sich gezogen, weil die Chefposten bei Bertelsmann und RTL ihm nach Ansicht vieler Aktionäre nicht genügend Zeit zur Beaufsichtigung des Adidas-Vorstands ließen. Dazu kam der Vorwurf, dass Rabe als Chef des Nominierungsausschusses nicht für mehr Frauen im Aufsichtsrat gesorgt habe. Von den 16 Adidas-Aufsichtsräten sind vier Frauen, davon nur zwei als Vertreterinnen der Aktionäre. Prominentestes Mitglied ist die ehemalige Weltklasse-Leichtathletin Jackie Joyner-Kersee.

(Bericht von Jörn Poltz und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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