Merck senkt Jahresausblick – Blick auf unsichere Zollpolitik

Frankfurt (Reuters) – Der Pharma- und Technologiekonzern Merck hat nach einem Ergebniszuwachs im Auftaktquartal seine Jahresziele mit Blick auf die unsichere Zollpolitik gesenkt.

Merck erwarte jetzt einen Umsatz zwischen 20,9 Milliarden und 22,4 Milliarden Euro und einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) zwischen 5,8 Milliarden und 6,4 Milliarden Euro, teilte der Konzern am Donnerstag mit.

Anfang März war noch ein Umsatzanstieg auf 21,5 Milliarden bis 22,9 Milliarden Euro und ein bereinigter operativer Gewinn zwischen 6,1 Milliarden und 6,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Anleger reagierten umgehend: Die Aktie büßte vorbörslich zeitweise 2,6 Prozent ein.

Konzernchefin Belén Garijo äußerte sich dennoch positiv: “Obwohl wir unsere Prognose leicht an die herausfordernde globale Lage angepasst haben, bleiben wir zuversichtlich”, erklärte sie. “Wir sehen uns weiterhin gut aufgestellt, um nachhaltiges Wachstum für 2025 und darüber hinaus zu erzielen.” Das Hin und Her in der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump belastet viele Unternehmen. Vor einer Woche hatte der Republikaner gesagt, er wolle bald auch US-Zölle auf pharmazeutische Produkte verkünden.

Im ersten Quartal steigerte Merck den bereinigten operativen Gewinn binnen Jahresfrist um 5,6 Prozent auf 1,54 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 1,51 Milliarden Euro gerechnet. Seinen Umsatz steigerte der Konzern um 3,1 Prozent auf 5,28 Milliarden Euro. Der Nachsteuergewinn lag bei 738 Millionen Euro – ein Plus von 5,5 Prozent.

MILLIARDENÜBERNAHME SOLL PHARMAGESCHÄFT VORANTREIBEN

Im größten Unternehmensbereich Life Science, der Produkte für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung anbietet, nahm der Umsatz um 3,5 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu. In der Sparte Healthcare setzte Merck 2,1 Milliarden Euro um – ein Zuwachs von 3,2 Prozent. Rund lief es dabei mit Arzneien gegen Kreislauferkrankungen und Stoffwechselstörungen sowie in der Endokrinologie. Der Bereich Electronics baute seinen Umsatz dank kräftiger Nachfrage nach Halbleitermaterialien um 2,1 Prozent auf 948 Millionen Euro aus.

Ende April hatte Merck mitgeteilt, die Geschäfte in der Krebsmedizin mit der rund drei Milliarden Euro schweren Übernahme des US-Biotechunternehmens SpringWorks Therapeutics auszubauen. SpringWorks hat in den USA bereits eine Zulassung für ein Mittel gegen seltene Tumoren im Weichgewebe. Der Antrag auf Zulassung in der EU wird derzeit von der Europäischen Arzneimittel-Agentur geprüft. Merck erwartet den Abschluss der Übernahme im zweiten Halbjahr dieses Jahres. Für das Darmstädter Unternehmen, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1668 zurückreichen, ist das die größte Übernahme in der Sparte seit Jahren.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Thomas Seythal)

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