Trumps Zölle lassen Siemens kalt – Gewinnplus

Berlin (Reuters) – Die Zölle von US-Präsident Donald Trump lassen den Münchner Technologiekonzern Siemens kalt.

Finanzchef Ralf Thomas bezifferte die Auswirkungen der Zölle für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende September auf einen hohen zweistelligen oder niedrigen dreistelligen Millionenbetrag.

“Diese Größenordnung ist für uns überschaubar und handhabbar.” Allerdings beeinträchtigten die Zölle das gesamte Investitionsklima. Im April habe Siemens bei einigen seiner Kunden eine erhöhte Vorsicht in den Bestellentscheidungen beobachtet.

Vor allem in exportorientierten Ländern wie Deutschland sei die Investitionsbereitschaft in Kernindustrien wie Automobil und Maschinenbau verhalten, sagte Siemens-Chef Roland Busch. Seit April gelten für Auto-Einfuhren in die USA Zölle von 25 Prozent, was Unternehmen wie Mercedes-Benz, BMW oder Volkswagen zu spüren bekommen. Nach Berechnungen des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erhöht Trumps Zollpolitik das Rezessionsrisiko in Deutschland. IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald verwies insbesondere auf den Mangel an Verlässlichkeit bei der gegenwärtigen US-Administration, der die Gefahr berge, wichtige Einflussgrößen für den Welthandel wie die US-Staatsanleihenkurse oder den Dollar-Wechselkurs unter Druck zu setzen. Die Vereinigten Staaten sind das wichtigste Abnehmerland von Waren “Made in Germany”.

Zugleich investieren auch ausländische Unternehmen weniger. Einer Studie der Unternehmensberatung EY zufolge lagen die Auslandsinvestitionen in Deutschland im vergangenen Jahr auf dem niedrigsten Stand seit 2011. Siemens-Chef Busch sieht die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz in der Pflicht. “Es steht viel auf dem Spiel”, sagte er. Merz und sein Kabinett müssten in diesen schwierigen Zeiten alles tun, um neues Wachstum zu unterstützen “und zugleich unsere Demokratie und unser Wertesystem verteidigen”. Investitionen in die Infrastruktur seien wichtig als Basis für den Industriestandort, aber auch eine höhere Zuwanderung von Arbeitskräften und weniger Bürokratie. “Es ist kein Erkenntnisproblem, sondern eher ein Problem der Umsetzung.”

GROßAUFTRÄGE FÜR LOKOMOTIVEN IN USA

Im abgelaufenen Quartal profitierte Siemens von Großaufträgen für Lokomotiven in den USA und einem lange ersehnten Aufschwung in China. Das Unternehmen sammelte Bestellungen im Wert von 21,6 Milliarden Euro ein, das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Kunden in China nähere sich der Abbau der Lagerbestände seinem Ende, sagte Busch. Der Umsatz legte auf vergleichbarer Basis um sechs Prozent auf 19,8 Milliarden Euro zu. Der Gewinn im industriellen Geschäft verbesserte sich um 29 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Dabei profitierte Siemens auch vom Ausstieg aus dem Wiring-Accessoires-Geschäft in der Gebäude- und Infrastrukturtechniksparte Smart Infrastructure, der gut 300 Millionen Euro brachte. Siemens hatte den Geschäftsbereich, der unter anderem Schalterprogramme und Türkommunikation enthält, vor einem Jahr an den Schweizer Erzrivalen ABB verkauft.

Vom Unternehmen befragte Analysten hatten nicht mit so guten Zahlen gerechnet. An der Börse gaben die Aktien dennoch 2,5 Prozent nach und steuerten auf den schlechtesten Tag seit einem Monat zu. Die Experten von JP Morgan verwiesen darauf, dass der Barmittelzufluss nicht so gut ausgefallen sei. Zudem seien die Aussichten für die Automatisierungssparte Digital Industries angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten trübe.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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