Umfrage: Drei Viertel offen für flexible Wochenarbeitszeit

Berlin (Reuters) – Eine große Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland zeigt sich offen für eine flexible Wochenarbeitszeit.

73 Prozent sind bereit für mehr als acht Arbeitsstunden pro Tag, wenn sie dafür an anderen Wochentagen entsprechend weniger arbeiten müssten. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Jobplattform Stepstone mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov hervor. 54 Prozent wünschen sich, die Wochenarbeitsstunden flexibel und nach eigenem Ermessen einteilen zu dürfen. Knapp ein Drittel bevorzugt längere Arbeitstage, wenn im Gegenzug zusätzliche freie Tage möglich wären. Kürzere Arbeitstage, dafür aber gestreckt auf eine Sechs-Tage-Arbeitswoche, kommen hingegen nur für sieben Prozent infrage.

“Die Ergebnisse belegen wieder einmal, dass es den Menschen nicht darum geht, weniger zu arbeiten”, sagte Stepstone- Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann zu der Umfrage, an der sich im April mehr als 1100 Arbeitnehmer beteiligten. “Vielmehr geht es ihnen um die Entscheidungsfreiheit, wann sie arbeiten.” Drei Viertel der Befragten sind überzeugt, dass sie produktiver wären, wenn sie ihre Arbeitszeit frei einteilen könnten. “Flexible Arbeitszeitmodelle sind in Zeiten des Arbeitskräftemangels ein echter Joker”, sagte Zimmermann. Teilzeit- und Gleitzeitmodelle könnten zum Beispiel Eltern den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern.

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag die Tür zu flexibleren Arbeitszeiten geöffnet. “Beschäftigte und Unternehmen wünschen sich mehr Flexibilität”, heißt es darin. “Deshalb wollen wir im Einklang mit der europäischen Arbeitszeitrichtlinie die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit schaffen – auch und gerade im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.” Zur konkreten Ausgestaltung soll dazu ein Dialog mit den Sozialpartnern geführt werden. Arbeitgeber haben die Pläne begrüßt, während von den Gewerkschaften Kritik daran kommt.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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