Dax pirscht sich weiter an 24.000-Punkte-Marke heran

Frankfurt (Reuters) – Die psychologisch wichtige 24.000-Punkte-Marke am deutschen Aktienmarkt ist zum Wochenschluss in greifbare Nähe gerückt.

Der Dax stieg um bis zu 0,8 Prozent auf 23.887 Zähler, der EuroStoxx50 rückte um 0,6 Prozent vor. Die jüngsten Entspannungssignale im Handelskrieg brächten den Anlegern für die kommenden Wochen zumindest etwas mehr Sicherheit und das helfe den Aktienmärkten, sagte Teeuwe Mevissen von der Rabobank. Auch Jochen Stanzl von CMC Markets sieht den Dax vorerst wieder auf Erfolgskurs: Aus Sicht der Investoren sei die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass wegen einer ausbleibenden Rezession in den USA das Gewinnwachstum der Unternehmen hoch bleibe, erklärt der Experte.

Nach dem Zoll-Deal mit Großbritannien und der jüngsten Annäherung zwischen den USA und China im Handelskonflikt konnte der Dax in dieser Woche gut 1,5 Prozent zulegen. Er stieg zeitweise auf ein Rekordhoch von 23.911,98 Zählern. Anleger hofften nun, dass weitere Handelsabkommen folgen werden und die Gefahr eines weltweiten Konjunktureinbruchs gebannt ist. Anfang April, als US-Präsident Donald Trump seine drastischen Zollerhöhungen verkündet hatte, war der Dax bis auf 18.489 Zähler eingebrochen. Es habe inzwischen den Anschein, “dass Trump von der Idee eines umfassenderen Handelskriegs Abstand genommen hat”, sagte Mark Dowding von RBC BlueBay Asset Management.

ZINSSPEKULATIONEN SETZEN DOLLAR ZU

Der Dollar konnte von dieser Aussicht allerdings nicht profitieren – der Dollar-Index fiel um 0,4 Prozent auf 100,52 Punkte. Investoren spekulierten zunehmend darauf, dass die US-Notenbank Fed angesichts der zuletzt rückläufigen Inflationsdaten schon bald wieder an der Zinsschraube drehen könnte. Kristina Clifton von der Commonwealth Bank of Australia prognostiziert für dieses Jahr noch drei Zinssenkungen der Währungshüter, sollte die Teuerung durch die Zollpolitik nicht wieder anziehen. Die US-Zentralbank hat den Leitzins in den vergangenen Monaten im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen.

Deutlich bergab ging es angesichts der Entspannung im Zollkonflikt auch für den Goldpreis mit einem Abschlag von 1,4 Prozent auf 3195 Dollar je Feinunze. Seit Montag hat sich das Edelmetall, das vor allem in Krisenzeiten gefragt ist, um mehr als drei Prozent verbilligt. Es steuert damit auf den größten Wochenverlust seit einem halben Jahr zu. Der Goldpreis war zuletzt Ende April auf ein Rekordhoch von 3500,05 Dollar je Feinunze geklettert.

BAYER-AKTIE EROBERT DIE DAX-SPITZE

Auf der Unternehmensseite rückten im Dax die Bayer-Aktien in den Fokus. Die Titel gewannen 2,7 Prozent. Der Agrar- und Pharmakonzern will einem Medienbericht zufolge einen Schlussstrich unter die Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit seinem Unkrautvernichter Glyphosat ziehen und schließt eine Insolvenz seiner Tochter Monsanto nicht aus. Bayer hatte sich 2018 mit der Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto eine Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids ins Haus geholt, die den Konzern seit Jahren schwer belastet.

Im MDax blieben die Titel des Panzergetriebe-Herstellers Renk auf den Einkaufszetteln der Anleger weiter ganz oben. Die Aktien stiegen um bis zu 9,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 60,66 Euro. Damit summiert sich das Plus seit Jahresbeginn auf mehr als 200 Prozent. Die Analysten von JP Morgan stuften die Aktien auf “Overweight” von “Neutral” hoch und verdoppelten das Kursziel auf 70 Euro. Der Auftragsboom und die steigenden Verteidigungsausgaben, speziell in Deutschland, sprächen für eine sehr rosige Zukunft für Renk, hieß es.

Im SDax zündeten 1&1 ein Kursfeuerwerk und schossen um mehr als 22 Prozent in die Höhe. Der Internet-Konzern United Internet will bis zu 300 Millionen Euro in die Hand nehmen und seine Beteiligung an der Mobilfunk-Tochter 1&1 damit von 80,8 auf 90 Prozent aufstocken. United Internet, die ex Dividende gehandelt wurden, lagen im MDax 6,4 Prozent fester.

An der Schweizer Börse griffen die Investoren nach Umsatz- und Gewinnsteigerungen beim Luxusgüterkonzern Richemont zu. Die Aktien des Cartier-Eigentümers stiegen in Zürich um bis zu 7,4 Prozent auf 166,30 Franken. “Richemont hat im Schmuckbereich weiterhin erhebliche Marktanteile gewonnen”, sagte Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy.

(Bericht von: Daniela Pegna, Mitarbeit Anika Ross, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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