EZB-Ratsmitglied Kazaks hält baldiges Ende der Zinssenkungen für möglich

Frankfurt/Paris (Reuters) – Die EZB ist mit ihren Zinssenkungen aus Sicht des lettischen Notenbankchefs Martins Kazaks womöglich bald am Ziel angelangt.

Die Entwicklung der Inflation entspreche im Großen und Ganzen den Basisannahmen der Europäischen Zentralbank, sagte das EZB-Ratsmitglied am Freitag dem Sender CNBC. “Und wenn das Basisszenario standhält, dann, denke ich, dass wir bereits relativ nah an der Zielrate für die Zinsen sind.” Die EZB hat seit Juni 2024 bereits sieben Mal die Zinsen gesenkt. Der Leitzins, der Einlagensatz, liegt aktuell bei 2,25 Prozent. Die Inflation im Euroraum betrug im April nur noch 2,2 Prozent. Das EZB-Ziel von 2,0 Prozent Teuerung liegt damit in Reichweite.

Als Zielrate beim Leitzins gilt das Zinsniveau, das nach Auffassung der Währungshüter sicherstellt, dass sie ihr Inflationsziel erreichen werden. Einige weitere Senkungen seien vielleicht noch möglich. Aber wichtig sei die Entwicklung im Handelskonflikt. Dementsprechend werde die EZB agieren, sagte Kazaks. Die Börsenerwartungen für den anstehenden nächsten Zinsentscheid der EZB am 5. Juni bezeichnete er als “relativ angemessen”. Am Finanzmarkt wird derzeit die Wahrscheinlichkeit mit rund 90 Prozent taxiert, dass die EZB dann den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte nach unten setzen wird.

EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte unlängst dafür argumentiert, die Zinsen in der Nähe ihrer aktuellen Niveaus zu belassen. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau hatte dagegen kürzlich erklärt, er sehe Spielraum für eine weitere Zinssenkung bis zum Sommer.

Villeroy wies am Freitag in einem Interview in französischen Regionalzeitungen angesichts der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump auf die Gefahr eines sich zuspitzenden globalen Handelskonflikts hin. “Unglücklicherweise besteht das Risiko eines Handelskrieges, aber ein Währungskrieg wäre eine Situation, in der jedes Land aktiv seine Zinsen einsetzt, um zu versuchen, einen wirtschaftlichen Vorteil zu erzielen.” An diesem Punkt befinde man sich aber jetzt nicht. “Die gegenwärtigen Kursbewegungen spiegeln mehr eine Revision der wirtschaftlichen Prognosen wider.” Seit den massiven Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump am 2. April hat der Dollar-Index am Devisenmarkt rund drei Prozent verloren. Zeitweise waren die Verluste noch höher.

(Bericht von Sudip Kar-Gupka, Frank Siebelt; Mitarbeit Daniela Pegna, edigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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