Berlin (Reuters) – Die USA sind vor den von Präsident Donald Trump angekündigten hohen Zöllen noch wichtiger für die deutschen Exporteure geworden.
Ihre Ausfuhren in die weltgrößte Volkswirtschaft legten im ersten Quartal um fast drei Prozent auf 41,2 Milliarden Euro zu, wie aus vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Damit blieben die Vereinigten Staaten der wichtigste Abnehmer von Waren “Made in Germany” vor den Nachbarstaaten Frankreich und den Niederlanden.
Zum Vergleich: Die gesamten deutschen Exporte erhöhten sich von Januar bis März nur um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dadurch stieg der US-Anteil an den Ausfuhren auf rund 10,5 Prozent. 2024 lag er bereits mit 10,4 Prozent auf dem höchsten Niveau seit 2002.
“Die starken Exporte in die USA passen ins Bild und sind wohl vor allem auf Vorzieheffekte zurückzuführen, da sich Produzenten und Händler in der Erwartung von höheren Zöllen zuvor eindecken wollen”, sagte der Ökonom Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. “Der Anstieg der Einfuhren aus Deutschland ist dabei noch nicht einmal besonders hoch, die Warenimporte der USA insgesamt sind sogar um rund zehn Prozent gestiegen.”
Trump hatte den 2. April zum “Tag der Befreiung” ausgerufen und hohe Strafzölle auf Importe aus Dutzenden Ländern verhängt, die später teilweise für 90 Tage ausgesetzt wurden. “Wie sich die Exporte im weiteren Verlauf des Jahres entwickeln und dann im Jahr insgesamt darstellen werden, hängt maßgeblich davon ab, wie sich die Zollpolitik entwickelt”, sagte Gern.
Aktuell liegt der US-Zusatzzoll für Güter aus der EU bei zehn Prozent, wobei für Autos, Stahl und Aluminium sektorspezifische Zölle von jeweils 25 Prozent gelten. Insgesamt könne der Durchschnittszoll amerikanischer Einfuhren am Ende auf rund 20 Prozent steigen, erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. “Das ist achtmal so hoch wie vor Trumps erster Amtszeit und entspricht dem in den 30er Jahren”, sagte Krämer.
Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet auch deshalb mit Rückschlägen für die heimischen Exporteure. Frühindikatoren deuteten auf eine erneute Abschwächung der Weltkonjunktur sowie der ausländischen Nachfrage hin, heißt es im aktuellen Monatsbericht. “Damit ist eine erneute Abschwächung des deutschen Außenhandels in den kommenden Monaten zu erwarten.”
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)