Berlin (Reuters) – Hoffnungsschimmer für den Wohnungsbau in Deutschland: Die Zahl der Baugenehmigungen ist im ersten Quartal wegen der starken Nachfrage nach Einfamilienhäusern gestiegen.
Von Januar bis März wurden insgesamt 55.400 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, waren das 3,4 Prozent oder 1800 Einheiten mehr als ein Jahr zuvor. Zuletzt zeigte der Trend deutlich nach oben: Im März allein wurden 19.500 Bauzusagen erteilt. Das waren 5,8 Prozent oder 1100 mehr als im Vorjahresmonat.
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sieht die Talsohle durchschritten, in die der Wohnungsbau durch steigende Zins- und Materialkosten gestürzt wurde. “Der Bau dürfte sich zwar weiter zunächst auf niedrigem Niveau bewegen, aber der Trend zeigt nun klar nach oben”, sagte der wissenschaftliche IMK-Direktor Sebastian Dullien. Gestiegene Kaufkraft und gesunkene Zinsen dürften dabei stützen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) ist zurückhaltender in seiner Bewertung. “Im Koalitionsvertrag ist ein umfangreiches Paket für den Wohnungsbau geschnürt”, sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. “Nun gilt es, das Konjunkturprogramm für den Wohnungsbau auch umzusetzen – es darf auf keinen Fall zu einer Hängepartie werden”, mahnte er.
Im ersten Quartal stieg allein die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser deutlich: Hier gab es ein Plus von 15,3 Prozent auf 10.600, wie das Statistikamt herausfand. Bei den Zweifamilienhäusern gab es dagegen einen Rückgang von 8,9 Prozent auf 3000 Genehmigungen. Bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, stagnierte die Entwicklung nahezu: Hier wurden 28.800 Wohnungen genehmigt und damit zehn mehr als ein Jahr zuvor.
MEHR STORNIERUNGEN
Der Aufwärtstrend könnte sich fortsetzen, hellte sich doch die Stimmung der Unternehmen im Wohnungsbau im April auf. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg auf minus 37,7 Punkte, nach minus 43 Zählern im März, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage mitteilte. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten für die kommenden Monate legten zu. “Ob das geplante Infrastrukturpaket der Regierung schon Wirkung zeigt, ist noch ungewiss”, sagte Ifo-Umfragenchef Klaus Wohlrabe. “Momentan setzen die Unternehmen wohl eher auf einen allgemeinen Aufschwung der Bauwirtschaft.” Die Auftragslage bleibt aber schwierig: 51,2 Prozent der Wohnungsbaubetriebe berichten von einem Auftragsmangel, nach 53,7 Prozent im März.
Die Experten der Deutschen Bank rechnen mit neuen Impulsen für den Wohnungsbau durch den Koalitionsvertrag von Union und SPD. Diese dürften im laufenden Jahr noch bescheiden ausfallen: Die Prognose für die Zahl der fertiggestellten Wohnungen werde um 5000 auf 250.000 angehoben, heißt es in der Analyse von Deutsche Bank Research. 2026 und 2027 soll es dann zu kräftigeren Steigerungen auf 270.000 und 290.000 Einheiten kommen. Die frühere Bundesregierung hatte sich jährlich 400.000 zum Ziel gesetzt.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)