Börsen-Party in Europa – Dax knackt 24.000er-Marke

Frankfurt (Reuters) – An den europäischen Aktienmärkten lassen es die Anleger erneut krachen.

Der Dax überspringt zur Eröffnung am Dienstag erstmals die Marke von 24.000 Punkten und lässt damit die nächste psychologisch wichtige Hürde hinter sich. Auf Jahressicht hat der deutsche Leitindex damit gut 20 Prozent zugelegt. Anleger hoffen nach der Annäherung im Zollstreit zwischen den USA und China auf weitere Handelsdeals. Gestützt wurde der Dax zudem durch die Hoffnung auf eine mögliche Beendigung des Krieges in der Ukraine, die von Russland 2022 überfallen worden war.

“Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine kommt auch auf dem Parkett gut an”, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. “Sollten die Friedensgespräche tatsächlich einen Durchbruch bringen, würde das dem Markt einen seit langer Zeit bestehenden Unsicherheitsfaktor nehmen.” Auch wenn das Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin keinen Durchbruch gebracht hatte, vereinbarten beide, dass die Ukraine und Russland über Friedensverhandlungen sprechen sollen.

Auch an den übrigen Börsen in Europa zogen die Kurse an. Der EuroStoxx50 stieg um 0,3 Prozent auf bis zu 5442 Punkte. Der Verlust der Top-Bonität der USA hatte zum Wochenstart nur kurzfristige Bremsspuren an den globalen Handelsplätzen hinterlassen.

US-SCHULDEN IM FOKUS

Die Euphorie zum Handelsauftakt kühlte jedoch im Handelsverlauf leicht ab. Börsianer behielten den wachsenden Schuldenberg in den Vereinigten Staaten im Blick. “Verschärft wurden die Bedenken durch die von der US-Regierung angestrebte Steuerreform, die Hunderte Milliarden US-Dollar an nicht gegenfinanzierten Steuersenkungen vorsieht und am vergangenen Sonntag einen wichtigen Ausschuss passierte”, konstatierte Ulrich Stephan, Anlagestratege bei der Deutschen Bank. Auch wenn sich die US-Regierung davon mehr Wachstum und höhere Einnahmen verspreche, bleibe der Markt skeptisch.

In China sprangen unterdessen die Währungshüter in die Bresche und senkten erstmals seit Oktober die Zinsen. Die chinesische Notenbank stutzte sowohl den einjährigen als auch den fünfjährigen Leitzins jeweils um 0,1 Prozentpunkte auf 3,0 beziehungsweise 3,5 Prozent. Die doppelte Zinssenkung ziele darauf ab, die Kreditvergabe anzukurbeln und den Konsum zu stimulieren, sagte Marco Sun, Analyst bei der MUFG Bank.

WARTEN AUF WEITERE DEALS

Nach den drastischen Zollerhöhungen durch US-Präsident Donald Trump Anfang April waren weltweit die Aktienmärkte abgestürzt. Der Dax hatte seinen monatelangen Höhenflug unterbrochen und war bis auf 18.489 Zähler zurückgefallen. Auch an der Wall Street sorgte der von Trump angezettelte Zollkrieg für Turbulenzen und deutliche Kurseinbrüche. Anleger fürchteten eine weltweite Rezession infolge der sich immer weiter hochschaukelnden Handelsstreitigkeiten.

Vor allem die jüngsten Zoll-Deals der USA mit Großbritannien und China hoben zuletzt jedoch wieder die Stimmung. Investoren setzten darauf, dass wegen einer ausbleibenden Rezession in den USA das Gewinnwachstum der Unternehmen hoch bleibe. Mit Spannung warteten Investoren nun aber auf weitere Handelsabkommen. Die USA und China hatten sich vor gut einer Woche auf eine 90-tägige Stillhaltefrist in dem Streit sowie deutlich niedrigere Zollsätze geeinigt.

ENERGIE-VERSORGER IM AUFWIND

Einen Schub bekamen Konzerne aus dem Sektor für erneuerbare Energien. Nachdem die US-Regierung eine einmonatige Anordnung zur Einstellung der Arbeiten an einem großen Offshore-Windkraftwerk vor der Küste New Yorks aufgehoben hatte, schossen die Titel von Orsted und Vestas in Kopenhagen um bis zu 15 und knapp sechs Prozent nach oben. Der europäische Branchenindex der Versorger zog rund 1,5 Prozent an. Der Energiekonzern RWE war mit einem Plus von knapp drei Prozent der größte Dax-Gewinner.

Dagegen brachen die Titel von SFC Energy nach einem überraschenden Umsatzrückgang zum Jahresauftakt um bis zu 14 Prozent ein. Der Brennstoffzellen-Hersteller verfehlte laut LSEG-Daten mit seinem Quartalsumsatz von 38,6 Millionen Euro die Erwartungen der Analysten von 40 Millionen Euro. Auch das bereinigte Ergebnis lag unter dem Vorjahreswert. Die Aktien waren damit auf Kurs zum höchsten Tagesverlust seit Juli 2022. Seit Jahresbeginn hatten die Titel zuvor knapp 50 Prozent zugelegt.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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