EZB – Spannungen im Handel können Finanzstabilität bedrohen

Frankfurt (Reuters) – Handelskonflikte können nach einer Analyse der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge die Stabilität des Finanzsystems bedrohen.

Eskalierende globale Spannungen im Warenverkehr hätten erhebliche Sorgen um das globale Wachstum und die Finanzstabilität ausgelöst, hieß es in einer Untersuchung der Euro-Notenbank, die sie am Dienstag auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Unsicherheiten bezüglich der Handelspolitik könnten die Wirtschaft bremsen und sich auf die Finanzierung der Banken sowie auf ihre Vermögenswerte, Gewinnstärke und Kreditvergabe negativ auswirken.

“Solide Kapital- und Liquiditätspuffer sind die erste Verteidigungslinie der Finanzinstitute, um Schocks aufgrund von Verwerfungen im Handel zu absorbieren”, schreiben die Autoren. Banken sollten regelmäßig Bewertungen vornehmen, um diese speziellen Risiken zu identifizieren und abzuschätzen. Das schwer voraussehbare Hin und Her in der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hat bereits zu erheblichen Spannungen im Welthandel geführt. Die Bundesregierung rechnet auch wegen der angekündigten US-Zollerhöhungen vorerst nicht mit einem nachhaltigen Aufschwung in Deutschland.

Eine zunehmende Unsicherheit im Welthandel hat aus Sicht der Experten erhebliche negative Auswirkungen auf die Aktienkurse von Banken. Auch die Risikoaufschläge für Bankenanleihen erhöhten sich. Denn eine zunehmende Unsicherheit führe dazu, dass Investoren Risiken scheuten. Und sie verlangten dann einen höheren Ausgleich. Auch mehr Rückstellungen, eine geringere Rentabilität und weniger Kredite an die Wirtschaft seien Folgen. Banken reichten nach sechs Monaten 0,6 Prozent weniger Kredite an die Wirtschaft aus, nach einem Jahr liege der Rückgang der Kreditvergabe bei 1,9 Prozent. Die Autoren warnten zudem: “Die Engagements der Banken im Euroraum in Sektoren, die auf die USA als Handelspartner angewiesen sind, könnten mit zunehmenden Beschränkungen im Handel einem steigenden Kreditrisiko ausgesetzt sein.”

Geldhäuser sollten aus Sicht der Experten daher ihre Portfolios breiter aufstellen, um diese Gefahren zu reduzieren. Sie sollten zudem regelmäßig Stresstests auflegen und Szenarien durchspielen, um zu verstehen, wie Spannungen im Handel ihre Finanzgeschäfte beeinflussen könnten. Auf diese Weise könnten Banken Notfallpläne erarbeiten, um im Ernstfall schnell und wirksam reagieren zu können.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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