Heusgen wirft Trump Naivität bei Putin-Telefonat vor

Berlin (Reuters) – Der bisherige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump geübt.

“Es steht zu befürchten, dass der amerikanische Präsident immer noch glaubt, mit Putin einen ‘Deal’ abzuschließen, einen Ausgleich von Leistung und Gegenleistung”, sagte der frühere deutsche Top-Diplomat am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf das Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. “Die Antwort auf Putins Aggression kann weiter nur sein: Stärke zeigen – schmerzhafte Sanktionen und Waffenlieferungen, europäische und möglichst transatlantische Geschlossenheit”, sagte Heusgen. “Die russische Wirtschaft schwächelt bereits, aber der Druck reicht noch nicht aus, um Putin zum Einlenken zu bewegen.”

Trump sei bereits in Vorleistung getreten, indem er eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ausgeschlossen und eine Abtretung ukrainischen Gebietes in Aussicht gestellt habe. “Jetzt wartet Trump auf eine Gegenleistung – und die bleibt aus.” Putin wolle in Wirklichkeit keinen Deal, sondern bestehe auf der Erfüllung seiner Maximalforderungen. Dies bedeute eine Demilitarisierung der Ukraine und die Ablösung der Selenskji-Regierung durch ein Marionettenregime. “Putin setzt auf Zeit, glaubt, am längeren Hebel zu sitzen. Sein ‘Entgegenkommen’ nach dem Telefonat mit Trump ist lächerlich: Die Erarbeitung eines ‘Memorandums’ als Vorbedingung für einen Waffenstillstand. Das kann lange dauern”, warnte Heusgen.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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