Deutsche Bank umwirbt Aktionäre – Lob für Sewing

Frankfurt (Reuters) – Die Deutsche Bank hat auf ihrer virtuellen Hauptversammlung ihre Aktionäre umgarnt.

“Wir werden unseren Kurs fortsetzen und den wachsenden finanziellen Spielraum der Bank für kontinuierlich höhere Ausschüttungen nutzen”, sagte Konzernchef Christian Sewing den Anteilseignern am Donnerstag. Die Bank habe einen neuen Antrag zum Rückkauf eigener Aktien gestellt, die Dividende für 2024 sei deutlich gestiegen, und die nächste Hauptversammlung solle nicht mehr virtuell über die Bühne gehen.

Bei den Aktionären kam das gut an. “Sie haben die Deutsche Bank auf den Wachstumspfad zurückgebracht, Herr Sewing”, sagte Andreas Thomae von der Fondsgesellschaft Deka Investment. Es gebe aber auch noch Baustellen – die größte sei weiter die Privatkundenbank. Einige Aktionäre warnten zudem, das Geldhaus dürfe sich nicht zu abhängig vom schwankungsanfälligen Investmentbanking machen.

Deutschlands größtes Geldhaus strebt für dieses Jahr eine Eigenkapitalrendite von mehr als 10 Prozent und eine Aufwand-Ertrags-Relation von weniger als 65 Prozent an. Im ersten Quartal kam der deutsche Branchenprimus auf eine Eigenkapitalrendite von 11,9 Prozent und wies eine Aufwand-Ertrags-Relation von 61 Prozent aus. Die Bank musste folglich 61 Cent aufwenden, um einen Ertrag von einem Euro zu erwirtschaften.

Sewing betonte, er sehe das Institut trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten unter anderem durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump auf Kurs zu den Zielen. Deka-Vertreter Thomae sagte, um deutlich profitabler zu werden, müsse das Geldhaus aber “noch einen ordentlichen Sprung machen”.

KONZERNCHEF: BLATT HAT SICH GEWENDET

Sewing verwies auf Fortschritte. Bei seinem Amtsantritt 2018 sei die Deutsche Bank in einer ganz anderen Lage gewesen. “Unsere Profitabilität befand sich auf einem Tiefpunkt, und Negativschlagzeilen waren unser täglicher Begleiter.” Das Blatt habe sich gewendet.

Aber auch Sewing wurde im vergangenen Jahr von den Lasten der Vergangenheit eingeholt: Vor dem Oberlandesgericht Köln kassierte das Geldhaus im jahrelangen Rechtsstreit um die Postbank eine Niederlage. Rückstellungen dafür hatten im zweiten Quartal 2024 gar für einen Verlust gesorgt.

“Was haben Sie aus dieser Fehleinschätzung gelernt und im Prozess verändert?”, fragte Thomae mit Blick auf die Postbank. Forderungen von Aktionären nach einem Sonderprüfer für das Postbank-Desaster lehnte der Vorstand der Bank ab.

(Bericht von Tom Sims in Frankfurt und Matthias Inverardi in Düsseldorf, redigiert von Thomas Seythal)

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