Mitarbeiter israelischer Botschaft in USA erschossen – “Free Palestine”-Rufe

Washington/Berlin (Reuters) – In den USA sind vor dem Jüdischen Museum in Washington zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft erschossen worden.

Ein Mann habe am Mittwochabend (Ortszeit) mit einer Pistole auf eine vierköpfige Gruppe gefeuert und zwei Personen tödlich getroffen, als sie eine Veranstaltung des Museums verließen, sagte die Polizeichefin der US-Hauptstadt, Pamela Smith. Unter den Toten ist auch ein deutscher Staatsbürger. Westliche Politiker reagierten mit Entsetzen. Israel machte auch europäische Politiker mitverantwortlich für antisemitische Hetze, die zu den Morden geführt habe.

Ein 30-jähriger Tatverdächtiger sei festgenommen worden, teilte die Polizei weiter mit. In Gewahrsam habe er “Free Palestine, Free Palestine” (“Freies Palästina”) gerufen. Der mutmaßliche Täter sei vor einer Veranstaltung in dem Museum vor dem Gebäude auf und ab gegangen. Nach der Tat habe er das Museum betreten und sei vom Sicherheitspersonal festgehalten worden. Nach seiner Festnahme habe er angegeben, wo er seine Waffe weggeworfen habe. Die Polizei habe sie sichergestellt. “Er deutete an, dass er die Tat begangen hat”, sagte Smith. Der Festgenommene sei der Polizei nicht einschlägig bekannt gewesen. Der Anschlag wurde im Zentrum von Washington verübt, rund zwei Kilometer vom Weißen Haus entfernt.

“Es gibt eine direkte Verbindung zwischen antisemitischer und anti-israelischer Hetze und diesem Mord”, sagte der israelische Außenminister Gideon Saar in Jerusalem. “Diese Hetze wird auch von Führungspersönlichkeiten und Amtsträgern vieler Länder und Organisationen betrieben, besonders aus Europa.” Saar ließ offen, auf wen er sich bezog. Zuletzt sind die Spannungen zwischen Israel und europäischen Staaten gestiegen, da die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen schärfer wurde. Internationale Hilfsorganisationen warnen, durch die israelische Blockade drohe eine humanitäre Katastrophe. Saar bestritt die Vorwürfe, die er in einen Zusammenhang mit Antisemitismus stellte: “Diese Verleumdungen über Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Ermordung von Babys ebnen genau den Weg für solche Morde.”

EINES DER OPFER WAR IN BAYERN AUFGEWACHSEN

Einer der beiden Getöteten habe auch die deutsche Staatsangehörigkeit gehabt, sagte eine Person aus Diplomatenkreisen der Nachrichtenagentur Reuters. “Wir hören heute Morgen, dass unter den beiden Opfern möglicherweise auch ein deutscher Staatsangehöriger ist”, sagte auch Kanzler Friedrich Merz während eines Besuchs in Vilnius. Er verurteile den Anschlag “auf das Allerschärfste”. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft teilte auf ihrer Website mit, dass der erschossene Mann in Bayern aufgewachsen sei und fließend Deutsch gesprochen habe.

US-Präsident Donald Trump sprach auf seiner Online-Plattform Truth Social den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. “Diese schrecklichen Morde in Washington, die offensichtlich auf Antisemitismus basieren, müssen sofort aufhören”, schrieb er. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich erschüttert über die Tötungen und erhöhte den weltweiten Botschaftsschutz. “Ich habe angewiesen, die Sicherheitsvorkehrungen an israelischen Vertretungen weltweit zu erhöhen und die Sicherheit für ihre Mitarbeiter zu verstärken.” Auch der israelische Präsident Isaac Herzog und US-Außenminister Marco Rubio verurteilten den Vorfall.

Bei den Toten handelt es sich um einen Mann und eine Frau, die lokal angestellt waren, wie das israelische Außenministerium bekannt gab. Sie hätten sich für die Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern eingesetzt, erklärten die jeweiligen Interessengruppen, denen sie jeweils angehörten. Nach Angaben des israelischen Botschafters in den USA, Yechiel Leiter, stand das junge Paar kurz vor der Verlobung. Der getötete Mann habe diese Woche einen Ring gekauft und seiner Freundin nächste Woche in Jerusalem einen Heiratsantrag machen wollen.

“Wir ermitteln aktiv und arbeiten daran, weitere Informationen zu erhalten”, schrieb Heimatschutzministerin Kristi Noem auf der Online-Plattform X. Man werde den Täter vor Gericht bringen. Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen (UN), Danny Danon, bezeichnete die Tat als “einen abscheulichen Akt von antisemitischem Terrorismus”.

(Bericht von Ryan Patrick Jones, Daniel Trotta, Matt Spetalnick, Andreas Rinke und Kirsti Knolle, geschrieben von Philipp Krach und Christian Götz, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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