Frankfurt (Reuters) – Die Angst vor einem weltweiten Handelskrieg hat die Anleger zum Wochenschluss wieder eingeholt.
Europas Aktienmärkte knickten am Freitag zeitweise um bis zu drei Prozent ein, nachdem US-Präsident Donald Trump die Investoren mit Zolldrohungen gegen Apple und die EU schockte. Gleichzeitig waren weniger riskante Anlagen wie Gold gefragt. An den Anleihemärkten fielen die Renditen im Gegenzug zu steigenden Kursen. Der US-Dollar musste erneut Federn lassen.
Trump drohte der Europäischen Union mit Warenzöllen von 50 Prozent ab dem 1. Juni. Mit der EU sei es schwierig, über das Thema Handel zu reden, sagte er. “Die Aussetzung der Zölle war immer nur ein Waffenstillstand und kein Friedensabkommen”, sagte Anlagestratege Neil Wilson von Saxo Markets. “Die Märkte waren viel zu selbstgefällig.” Der EuroStoxx50 verlor am Freitag 1,9 Prozent. Der Dax ging 1,5 Prozent tiefer bei 23.629 Punkten aus dem Handel. Die Hoffnung auf weitere Handelsdeals hatte den Dax in der Woche erstmals über die Schallmauer von 24.000 Punkten getragen. Auf Wochensicht verbuchte er nun ein Minus von 0,6 Prozent. Die US-Indizes lagen rund ein Prozent tiefer.
Die eskalierende Rhetorik Trumps erinnere stark an das Vorgehen gegen China – eine taktische Maßnahme, die in einem milderen Ergebnis münden dürfte, sagte Nuveen-Strategin Laura Cooper. “Erste überzogene Marktreaktionen könnten sich wieder abschwächen, da es unwahrscheinlich ist, dass Europa letztlich mit höheren Handelszöllen belegt wird als China”, ergänzte sie. Die anhaltende politische Unsicherheit werde jedoch Marktschwankungen begünstigen.
APPLE IM VISIER – CHIP-AKTIEN SCHWÄCHER
Europäische Halbleiter-Aktien gerieten unter die Räder, nachdem Trump Apple ins Visier nahm. Apple müsse künftig 25 Prozent Zoll zahlen, wenn in den USA verkaufte iPhones nicht auch dort hergestellt würden, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. Er hatte bereits gefordert, dass der Konzern die iPhone-Produktion in die USA zurückholt. Apple-Aktien sackten um 2,3 Prozent ab.
Die Aktien des iPhone-Zulieferers STMicroelectronics fielen um 4,2 Prozent. Andere Branchenakteure gerieten ebenfalls in den Abwärtssog. Titel von Besi verloren 2,6 Prozent, Infineon 3,8 Prozent und ams-OSRAM 5,3 Prozent.
Auch die exportabhängigen Autokonzerne gerieten an der Börse unter Druck. Die Papiere der deutschen Hersteller Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen und Porsche tauchten zwischen drei und vier Prozent ab.
Aktien europäischer Luxus-Konzerne gaben ebenfalls nach. Papiere von Hermes verloren 2,6 Prozent. Titel von Richemont, LVMH, Kering und Christian Dior fielen zwischen 1,3 und 2,3 Prozent. Aktien von Hugo Boss standen 1,4 Prozent tiefer.
GOLDPREIS IM AUFWIND – US-VERSCHULDUNG BEUNRUHIGT ANLEGER
Die Sorgen über den Zollstreit und den US-Haushalt beflügelten den Goldpreis. Das gelbe Metall verteuerte sich um bis zu 2,1 Prozent auf 3364 Dollar je Feinunze. Damit lag der Preis vier Prozent über dem Vorwochenschluss – der größte Wochenanstieg seit mehr als einem Monat. Laut UBS-Analyst Giovanni Staunovo befürchten Anleger, dass Steuersenkungen die US-Haushaltslage weiter verschlechtern und dadurch die US-Devise schwächen könnten. Dies veranlasse einige Investoren dazu, vom Dollar in Gold umzuschichten. Der Dollar-Index notierte 0,5 Prozent tiefer und rutschte auf Wochensicht um fast zwei Prozent ab. Die US-Börsen bleiben am Montag feiertagsbedingt geschlossen.
(Bericht von Anika Ross; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)