Berlin (Reuters) – Bundesforschungsministerin Dorothee Bär hat besorgt auf die Entscheidung der US-Regierung reagiert, dass die renommierte Harvard-Universität keine ausländischen Studenten mehr aufnehmen darf. Die CSU-Politikerin bezeichnete die Situation am Freitag als “hochdramatisch”. Deshalb müsse man “jetzt in Deutschland, aber auch gesamt in Europa das Thema Wissenschaftsfreiheit in den Mittelpunkt stellen …, weil es eben nicht garantiert ist, dass das überall der Fall ist”, sagte sie dem Radiosender BR2. Auch Grünen-Chefin Franziska Brantner kritisierte die Entscheidung der Regierung von US-Präsident Donald Trump. “Es wird dunkel in den USA. Sehr dunkel”, schrieb sie auf Instagram. Deshalb wachse die Verantwortung für freie Wissenschaft und Lehre in Deutschland.
Bär sagte, dass sie beim Treffen der EU-Wissenschaftsminister im Tagesverlauf in Brüssel über eine europäische Strategie sprechen wolle. “Wir haben in Europa die älteste Universität der Welt und ich glaube, wir müssen da gerade nochmal ein Leuchtturm sein, ausstrahlend sein, wenn das andere Kontinente nicht mehr machen”, betonte Bär.
Auch China äußerte sich kritisch. Die Maßnahmen der USA beeinträchtigten zweifellos ihr Ansehen und ihre Glaubwürdigkeit, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking. Die Volksrepublik werde die legitimen Rechte und Interessen ihrer Studenten und Wissenschaftler im Ausland schützen. Die Bildungskooperation zwischen China und den USA nütze beiden Seiten, betonte die Außenamtssprecherin.
Die US-Heimatschutzministerin Kristi Noem hatte am Donnerstag angeordnet, dass Harvard keine neuen Studenten aus dem Ausland mehr annehmen darf und eingeschriebene ausländische Studenten die Uni wechseln müssten oder ihre studentische Aufenthaltserlaubnis verlieren würden. Sie begründete dies damit, dass die Universität angeblich Gewalt und Antisemitismus fördere und mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammenarbeite. Harvard bezeichnete den Schritt als rechtswidrig. Die “New York Times” hat die Zahl ausländischer Studenten an Harvard mit 6800 beziffert, ein Anteil von etwa 27 Prozent. Das Vorgehen ist Teil einer Kampagne der rechtsnationalen Trump-Regierung gegen etliche Wissenschaftseinrichtungen in den USA.
(Bericht von Andreas Rinke; Mitarbeit Liz Lee; in Peking, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)