Studie: Zollstreit würde deutsche Regionen unterschiedlich stark treffen

Berlin (Reuters) – Ein Handelskrieg mit hohen Zöllen zwischen Europa und den USA würde einer Studie zufolge die deutsche Wirtschaft spürbar belasten und in einigen Regionen für starke Bremsspuren sorgen.

Eine Eskalation des Streits würde die Wirtschaftsleistung Deutschlands langfristig um etwa 0,2 Prozent reduzieren, teilte die Stiftung Familienunternehmen am Freitag zu einer Analyse von Ökonomen mit. In den USA wären die Einbußen mit gut 0,1 Prozent etwas geringer. In diesem Szenario würden beide Seiten ihre Waren und Dienstleistungen mit hohen Importzöllen oder Steuern belegen. Auch der “Spiegel” berichtete über die Studie.

Besonders groß wären demnach die Wohlfahrtsverluste in jenen Städten und Regionen Deutschlands, in denen die Wirtschaft stark vom Export in die USA abhängig ist, wie etwa in Bremen oder Leipzig. Noch größer sind die Unterschiede, wenn nur die Effekte bei der Erzeugung von Gütern betrachtet werden. So würde die Produktion in Hamburg und Darmstadt je um rund vier Milliarden Euro pro Jahr einbrechen. In Köln lägen die Verluste sogar bei knapp fünf Milliarden Euro. In Städten wie Trier, Chemnitz oder Dresden wären dagegen nur Rückgänge von wenigen hundert Millionen Euro zu verbuchen.

Ökonomen um Direktor Gabriel Felbermayr vom Forschungsinstituts Wifo in Wien und Fachleute vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) haben für den Zollstreit insgesamt 19 Szenarien und damit Auswirkungen auf den Welthandel durchgespielt. “Von einem Deal dagegen würden alle Seiten profitieren”, hieß es. Würden sich die USA und die EU auf einen Kompromiss und umfassenden Handelsdeal einigen, könnte die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,2 bis rund 0,6 Prozent zulegen. Dies hänge etwa davon ab, ob sich die USA und/oder die EU gleichzeitig von China entkoppelten.

Innerhalb Deutschlands würde sich der Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von etwa 25 Milliarden Euro “ungleich über die unterschiedlichen Sektoren und Regionen” verteilen, fanden die Forschenden heraus. “So könnte beispielsweise Bremen seine Wirtschaftsleistung durch einen EU-US Handelsdeal um 1,2 Prozent erhöhen” – und damit etwa doppelt so stark wie im bundesweiten Schnitt. Ähnlich groß wären die Zuwächse in Leipzig oder Freiburg sowie in einzelnen Regionen Ostdeutschlands.

Wenig überraschend kommen die Ökonomen zum Fazit, dass die EU ein Abkommen mit den USA anstreben sollte, bei dem beide Seiten ihre gegenseitigen Handelsbarrieren abbauen. Familienunternehmen seien überzeugt vom Freihandel, betonte Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. “Dass die USA Zölle als Erpressungspotenzial verwenden und weltweit eine gewaltige Unsicherheit erzeugen, führt bei den Firmen zu hohen Kosten.” Bei einem Zollstreit gebe es keine Gewinner.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Rüttger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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