Zoll-Aufschub für EU schickt Dax auf Erholungskurs

Frankfurt (Reuters) – Der Zoll-Aufschub von US-Präsident Donald Trump für die EU hat unter Dax-Anlegern zu Wochenbeginn für große Erleichterung gesorgt.

Der deutsche Leitindex eroberte die 24.000-Punkte-Marke zurück und rückte um bis zu 1,8 Prozent auf 24.050 Zähler vor. Der EuroStoxx50 gewann 1,5 Prozent. Das neue Zolldrama zwischen den USA und der Europäischen Union sei zwar nicht gelöst, aber die Deadline wandere um fast sechs Wochen nach hinten, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. “Das reicht für die Börsen, um aufzuatmen.” Die Wall Street und die Londoner Börse blieben am Montag feiertagsbedingt geschlossen.

Trump kündigte am Sonntag ein Aussetzen der ab 1. Juni angedachten Zölle auf EU-Waren in Höhe von 50 Prozent bis zum 9. Juli an. Der US-Präsident hatte der EU wegen der aus seiner Sicht stockenden Verhandlungen am Freitag mit Warenzöllen von 50 Prozent gedroht. Der Dax, der in der vergangenen Woche erstmals die Schallmauer von 24.000 Punkten durchbrochen hatte, war daraufhin ins Straucheln geraten. Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets geht davon aus, dass auch die nächsten Wochen turbulent bleiben dürften, da die USA weltweit mit vielen Partnern Abkommen aushandeln müssen, um reziproke Zölle zu verhindern. “Eine Zunahme der Volatilität ist nicht auszuschließen, falls Trump den Druck auf weitere Handelspartner ähnlich forcieren wird”, warnte der Experte. Auch Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, konstatierte: “Die US-Handelspolitik ist verlässlich unzuverlässig, so viel steht fest, nachdem Donald Trump in den vergangenen Monaten gleich mehrere Volten in Folge vollzogen hat.”

ZOLLHOFFNUNGEN TREIBEN EURO IN DIE HÖHE

Am Devisenmarkt profitierte der Euro zum Wochenauftakt von der jüngsten Wiederannäherung zwischen den USA und der EU im Zollkonflikt. Die Gemeinschaftswährung stieg in der Spitze um 0,5 Prozent auf 1,1418 Dollar, den höchsten Stand seit knapp vier Wochen. Die US-Währung blieb nicht zuletzt angesichts der Sorgen um das hohe US-Haushaltsdefizit unter Druck. Der Dollar-Index verlor bis zu 0,4 Prozent auf 98,6940 Punkte und notierte damit auf dem niedrigsten Stand seit mehr als einem Monat. Trumps umstrittenes Steuerpaket hatte zuletzt im Kongress eine wichtige Hürde genommen. Haushaltsexperten warnen vor einem Anstieg der Schulden in den kommenden Jahren in Billionenhöhe und potenziellen Problemen für die ohnehin strapazierten Staatskassen der weltgrößten Volkswirtschaft.

AUTOSEKTOR IM AUFWIND

Auf der Unternehmensseite stachen vor allem Aktien ins Auge, die wie der Autosektor besonders von der Zollpolitik Trumps betroffen sind. Der entsprechende Branchenindex legte zeitweise 1,7 Prozent zu. Im Dax gewannen Mercedes-Benz und Daimler Truck bis zu 2,5 Prozent. Auch bei Tech-Werten und konjunktursensiblen Bank-Aktien griffen die Investoren zu. Der Chip-Konzern Infineon gehörte mit einem Kursplus von mehr als drei Prozent zu den stärksten Dax-Werten. Die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank verteuerten sich in der Spitze um mehr als zwei Prozent. Der Bankenindex der Euro-Zone notierte 1,4 Prozent fester.

Im MDax zündeten die Papiere von ThyssenKrupp den Turbo, zeitweise ging es um mehr als sieben Prozent bergauf. Anleger setzten laut Börsianern auf ein höheres Tempo beim Konzernumbau. Am 8. August ist laut einem Zeitungsbericht eine außerordentliche Hauptversammlung geplant. Die Aktionäre sollten über den geplanten Börsengang der Marinetochter TKMS abstimmen, hieß es in der “Bild” am Sonntag.

(Bericht von Daniela Pegna, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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