Deutsches Konsumklima leicht verbessert – “Zu früh für Trendwende”

Berlin (Reuters) – Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich den dritten Monat in Folge etwas aufgehellt – bleibt aber schwach.

Das für Juni berechnete Konsumklima stieg in etwa wie erwartet um 0,9 Punkte auf minus 19,9 Zähler, wie die GfK-Marktforscher und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Dienstag zu ihrer Umfrage unter rund 2000 Personen mitteilten. Die Konsumenten bewerteten zwar ihre Einkommensaussichten und die Konjunkturperspektiven besser. Allerdings sank ihre Bereitschaft zu größeren Anschaffungen, und sie legten wieder mehr Geld auf die hohe Kante. “Das Niveau der Konsumstimmung bleibt überaus niedrig und die Verunsicherung der Verbraucher weiter hoch”, sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Das Barometer liegt nun auf dem höchsten Stand seit November 2024.

“Die unberechenbare Zoll- und Handelspolitik der US-Regierung, Turbulenzen an den Börsen sowie Befürchtungen vor einem dritten Jahr der Stagnation in Folge sorgen dafür, dass das Konsumklima somit weiter schwach bleibt”, erläuterte Bürkl. “Die Menschen halten es offenbar aktuell für ratsam, in Anbetracht der allgemeinen Wirtschaftslage, zu sparen.”

Auch Ökonomen äußerten sich zurückhaltend. “Das Konsumklima hat sich zwar verbessert, aber letztlich dümpelt es seit rund einem Jahr auf dem Niveau des Corona-Lockdowns dahin”, sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. “Für größere Konsumsprünge reicht die Laune noch nicht”, erklärte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Für den weiteren Verlauf sei entscheidend, wie sich die Arbeitsplatzsorgen entwickelten. “Eine Trendwende beim Konsumklima winkt, es ist aber noch zu früh, sie auszurufen.”

Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank sieht zudem ein großes Misstrauen in der Bevölkerung, “ob denn nach dem wahrgenommenen politischen Stillstand der alten Regierung die neue Koalition tatsächlich in der Lage ist, etwas zu bewegen”. Insgesamt sprächen diese Zahlen dafür, “dass der private Konsum im zweiten Quartal weniger stark steigen wird als in den ersten drei Monaten, aber immerhin scheint es aufwärts zu gehen”.

TROTZ MEHR GELD UND BESSERER KONJUNKTUR – VORSICHT BLEIBT

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 mit 0,4 Prozent stärker gewachsen als angenommen. Das Hin und Her von US-Präsident Donald Trump im Zollstreit mit der EU sorgt aber nach wie vor für Verunsicherung bei Firmen und Verbrauchern. “Sowohl die leicht sinkende Anschaffungsneigung als auch die zunehmende Sparneigung wirken aktuell bremsend auf die Konsumstimmung”, teilte die GfK mit.

Die Menschen in Deutschland bewerten ihre eigene Finanzlage so gut wie seit Oktober 2024 nicht mehr. “Gute Tarifabschlüsse, wie zuletzt im öffentlichen Dienst, bei einem sich leicht abschwächenden Preisauftrieb sorgen für ein Kaufkraftplus.” Dennoch habe sich die Bereitschaft für größere Einkäufe verschlechtert. “Die Konsumneigung kommt also trotz verbesserter Einkommensaussichten nicht in Schwung”, betonte die GfK. “Die Vorsicht der Konsumenten zeigt sich auch darin”, erläuterte Scheuerle.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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