Stellantis findet Nachfolger für Ex-Chef Tavares im eigenen Haus

Mailand (Reuters) – Der Autobauer Stellantis hat einen Nachfolger für Carlos Tavares an der Unternehmensspitze im eigenen Haus gefunden.

Das Unternehmen ernannte am Mittwoch den Italiener Antonio Filosa zum neuen Chef. Der 51-Jährige werde sein Amt am 23. Juni antreten, teilte die Opel-Mutter mit. Der Verwaltungsrat habe sich für ihn entschieden, weil er in seiner mehr als 25-jährigen Tätigkeit in der Autobranche Erfolge vorweisen könne.

Filosa war zuletzt für das Amerika-Geschäft des Autobauers zuständig, zu dem unter anderem die Marken Fiat, Opel, Chrysler und RAM gehören. Er löst John Elkann ab, der übergangsweise nach dem Rauswurf von Tavares das Unternehmen geleitet hatte. Auf den Italiener, der seit 1999 für Fiat und später Stellantis arbeitet, wartet eine Mammutaufgabe. Der aus 14 Marken wie Fiat, Peugeot und Jeep bestehende VW-Konkurrent steht schon seit Längerem in den USA unter Druck, aber auch in Europa schwinden die Marktanteile. Experten halten es für notwendig, dass der Konzern sein Markenportfolio genauer unter die Lupe nimmt und sich dabei von der einen oder anderen Marke trennt.

Filosa sei der richtige Mann an der Spitze des Unternehmens, weil er den US-Markt und die Kultur dort kenne, sagte Fabio Caldato, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter AcomeA SGR. In seinem Lebenslauf stünden vor allem operative Aufgaben. “Das ist ein weiterer Beweis für das Bemühen von Stellantis, einen Chef zu finden, der sowohl die Geschäfte wiederbeleben als auch den Wandel zur Elektromobilität gestalten kann.” Andere Analysten äußerten sich zurückhaltender und verwiesen darauf, dass Filosa erst seit Oktober 2024 in den USA tätig sei und deswegen nur begrenzte Erfahrungen in Nordamerika habe.

Ein Hauptthema für Filosa wird sein, wie sich das Unternehmen im Handelskrieg von US-Präsident Donald Trump positioniert. Stellantis gehört mit den Marken Jeep, Chrysler, Dodge und RAM zu den drei traditionellen Autobauern in den USA. Allerdings hat das Unternehmen zuletzt an Boden verloren. Analysten führen das auf die Politik von Tavares zurück, der zwar mit einem harten Sparkurs über mehrere Jahre hinweg Renditen von zehn bis zwölf Prozent erreicht hat – ein Niveau, von dem Volkswagen weit entfernt ist. Dabei hatte es der Portugiese nach Expertenmeinung aber mit Preiserhöhungen übertrieben. Das führte vor allem bei der US-Tochter Chrysler zu hohen Lagerbeständen. 2024 brach der Stellantis-Gewinn um 70 Prozent ein.

Zugleich muss Filosa sich darum bemühen, das Verhältnis zu den US-Gewerkschaften und der italienischen Regierung zu kitten. Tavares hatte sich mit seiner unverblümten Art mit Kollegen, Arbeitnehmervertretern und der Regierung in Rom angelegt, die sich über seine Entscheidung zur Reduzierung der Autoproduktion im Fiat-Heimatland beschwerten. Filosa ist zwar Italiener, hat sein Berufsleben aber vor allem im Ausland verbracht.

(Bericht von Giulio Piovaccari, geschrieben von Christina Amann, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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