Mailand (Reuters) – Angesichts der verschärften Zolldrohungen aus den USA sollte die EZB aus Sicht von Italiens Außenminister Antonio Tajani weitere Zinssenkungen ins Auge fassen.
Tajani sagte der Zeitung “Il Messaggero” in einem am Montag veröffentlichten Interview, zur Stützung der Konjunktur der Euro-Zone sei in Zeiten des Zollstreits auch ein neues Anleihen-Ankaufprogramm der EZB im Zuge einer lockereren Geldpolitik in Erwägung zu ziehen. Hintergrund der Ratschläge Tajanis an die Adresse der unabhängigen Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die jüngste Zolldrohung von US-Präsident Donald Trump.
Dieser hat angekündigt, er werde ab dem 1. August einen Zoll von 30 Prozent auf die meisten Importe aus der EU und Mexiko erheben. Er äußerte sich, obwohl die USA mit der EU und Mexiko bereits in längeren Verhandlungen stehen und diese auch nicht abgebrochen wurden. Die Europäische Union erklärte, sie werde die Aussetzung ihrer Gegenmaßnahmen gegen die US-Zölle bis Anfang August verlängern und weiterhin auf eine Verhandlungslösung dringen.
Tajani wies in dem Zeitungsinterview darauf hin, dass die EU bereits eine Liste mit Zöllen im Volumen von 21 Milliarden Euro auf US-Waren vorbereite, falls es den beiden Seiten nicht gelingen sollte, ein Handelsabkommen zu erzielen. Bundeskanzler Friedrich Merz hat angesichts der US-Drohungen mit Importzöllen von 30 Prozent für EU-Waren davor gewarnt, dass ein fortgesetzter EU-US-Zollstreit der hiesigen Wirtschaft sehr schaden und “die deutsche Exportwirtschaft ins Mark treffen” würde.
Die EZB hat den Leitzins seit Juni 2024 bereits um zwei volle Prozentpunkte nach unten geschleust – auf zuletzt 2,0 Prozent. Auch wenn sie auf der Sitzung im laufenden Monat eine Pause einlegen dürfte, spekulieren Investoren noch auf eine Senkung im Jahresverlauf.
(Bericht von Cristina Carlevaro, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)