Zollsorgen drücken Dax – Verluste halten sich in Grenzen

Frankfurt (Reuters) – Die jüngsten Entwicklungen im globalen Zollstreit haben die Börsen zu Wochenbeginn unter Druck gesetzt.

Der Dax holte am Nachmittag einen Teil seiner Verluste auf und schloss noch 0,4 Prozent schwächer bei 24.160 Punkten. Der EuroStoxx50 gab 0,23 Prozent auf 5371 Zähler nach. Nervös zeigten sich auch die Anleger an der Wall Street. US-Präsident Donald Trump hatte am Samstag Sonderzölle von 30 Prozent auf Importe aus der EU und Mexiko angekündigt. Die neuen Abgaben sollen vom 1. August an gelten. Die EU-Kommission verschob daraufhin bereits angekündigte Gegenmaßnahmen auf Anfang August und will weiter verhandeln.

“Der Markt reagiert eindeutig negativ auf die Nachricht, aber er preist sie nicht vollständig ein”, kommentierte Michael Field vom US-Analysehaus Morningstar. Dem Strategen zufolge gehen Börsianer davon aus, dass dies nur der Beginn einer Diskussion ist, und dass sich die Nachrichtenlage in den kommenden Wochen nach und nach verbessern wird. Andere Experten mahnten zur Vorsicht. “Je mehr Zeit vergeht, desto größer wird das Risiko, dass Trump, der sich als größter Dealmaker der Geschichte verkauft, am Ende ohne echte Deals dasteht”, sagte etwa Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. “Trump hat sich mit seinem Vor und Zurück in der Handelspolitik selbst in eine Ecke gedrängt, und damit wird der 1. August auch für den US-Präsidenten zum Risiko. Anleger setzen darauf, dass Trump wieder einknickt. Er könnte aber auch, um sein Gesicht zu wahren, die hohen Zölle aktivieren. Das ist eine reale Gefahr.”

BITCOIN ERSTMALS ÜBER 120.000 DOLLAR

Die Anleger an den Devisen- und Anleihemärkten hielten vorerst die Füße still. Die Ölpreise begaben sich indes auf Richtungssuche. Am Markt hielten sich Spekulationen, dass Trump im Laufe des Montags schärfere Sanktionen gegen Russland ankündigen könnte – darunter auch Abgaben für Großkunden, die russisches Öl kaufen. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI schwankten zwischen plus 1,8 und minus 0,7 Prozent, bevor sie sich bei einem Minus von 1,2 Prozent einpendelten.

Die Investoren griffen dagegen beim Bitcoin zu. Mit einem Plus von bis zu 3,4 Prozent auf 123.153 Dollar knackte die umsatzstärkste Kryptowährung erstmals die 120.000-Dollar-Marke. Der US-Kongress berät in dieser Woche über mehrere Gesetzesvorlagen für den Kryptosektor. “Im Vorfeld der ‘Crypto Week’ decken sich offensichtlich nun auch die letzten Spekulanten ein”, sagte Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. “Anleger sollten sich jedoch vor Augen halten, dass der Abbau regulatorischer Hürden auch potenzielle Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen kann.”

ZALANDO UND BRENNTAG AM DAX-ENDE – ASTRAZENECA GEFRAGT

Bei den Einzelwerten drückten die Zollsorgen die Aktien von Autobauern wie Porsche AG, Mercedes-Benz, Volkswagen und BMW um 0,9 bis zwei Prozent nach unten. Unter Druck gerieten nach Prognosesenkungen die Chemiewerte BASF, Covestro und Brenntag. Im Rampenlicht stand auch Zalando. Die Titel des größten Online-Modehändlers in Europa bröckelten um 5,28 Prozent ab. Die Experten der US-Investmentbank Morgan Stanley hatten ihre Prognose für das operative Ergebnis (Ebit) des Unternehmens und das Kursziel gesenkt. Hintergrund sei die wachsende Konkurrenz durch Einkaufsplattformen in den sozialen Medien, etwa beim Kurzvideodienst TikTok.

Gefragt waren hingegen die Aktien von AstraZeneca. Die Papiere des britischen Pharmakonzerns rückten um zwei Prozent vor und gehörten damit zu den größten Gewinnern im Londoner Leitindex FTSE 100. Laut AstraZeneca hat das experimentelle Bluthochdruck-Medikament Baxdrostat alle Ziele einer zulassungsrelevanten Studie erreicht.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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