Börsen rücken vor – Daten und Bilanzen im Blick

Frankfurt (Reuters) – Vor wichtigen Konjunkturdaten und Konzernbilanzen zeigen sich Börsenanleger vorsichtig optimistisch.

Auch die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung im globalen Zollstreit sorgte am Dienstag für steigende Kurse. Der Dax rückte gegen Mittag um 0,2 Prozent auf 24.211 Punkte vor. Der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent auf 5389 Zähler. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Plus.

Die Börsianer warteten vor allem auf die Veröffentlichung des US-Inflationsberichts für Juni um 14.30 Uhr (MESZ). Daraus erhofften sie sich Hinweise auf die weiteren geldpolitischen Schritte der US-Notenbank Fed, die versucht, mit erhöhten Zinsen die Teuerung einzudämmen. “Wird der Einfluss erhöhter Zölle allmählich sichtbar, wie es Fed-Vertreter immer wieder in Aussicht gestellt haben?”, schrieben die Experten der Helaba. “Im Mai war dies noch nicht der Fall, wodurch die US-Notenbank in Erklärungsnot geraten war, die Leitzinsen vorerst nicht zu senken.”

Im Fokus stand auch der Auftakt der US-Bilanzsaison mit den Geschäftszahlen wichtiger Banken. Anleger blickten unter anderem auf die Bilanzen von Citigroup, Wells Fargo und JP Morgan. Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets, mahnte zur Vorsicht: “Die großen US-Banken sollten erneut gute Quartalszahlen vorlegen. Allerdings dürften steigende Kreditrisiken wegen der Zollunsicherheit die Ausblicke belasten.”

ZEW-BAROMETER STEIGT WEITER

Trotz des internationalen Zollkonflikts nahm der Optimismus der Börsianer mit Blick auf die deutsche Wirtschaft weiter zu. Das ZEW-Barometer für die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten stieg im Juli um 5,2 Punkte auf 52,7 Zähler. Das teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 193 Investoren und Analysten mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen Anstieg auf 50,3 Punkte erwartet.

Am Kryptomarkt machten Gewinnmitnahmen nach der Rally am Montag dem Bitcoin zu schaffen. Die umsatzstärkste Cyber-Devise verlor rund drei Prozent auf 116.805 Dollar. Die Hoffnung auf regulatorische Lockerungen in den USA hatte den Bitcoin zu Wochenbeginn erstmals über die 120.000-Dollar-Marke gehievt. Der US-Kongress berät in dieser Woche über mehrere Gesetzesvorlagen für den Kryptosektor. “Offensichtlich ist die Messlatte der Anleger an die ‘Crypto Week’ höher als gedacht”, sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.

Die Preise am Ölmarkt setzten indes ihren Abwärtskurs fort. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund ein halbes Prozent auf 68,90 und 66,54 Dollar je Fass (159 Liter). Am Montag hatten die Preise um rund 1,5 und zwei Prozent nachgegeben, nachdem sie im früheren Handelsverlauf zeitweise angezogen hatten. “Die Investoren hatten befürchtet, dass US-Präsident Donald Trump Russland sofort mit Sanktionen belegen könnte”, erläuterte Giovanni Staunovo, Rohstoffanalyst bei der Schweizer Großbank UBS. Stattdessen setzte Trump Moskau eine Frist von 50 Tagen, um zu einem Abkommen mit der Ukraine zur Beendigung der Kämpfe zu kommen.

NVIDIAS CHINA-PLÄNE STÜTZEN TECHNOLOGIESEKTOR

Bei den Einzelwerten schlugen die Aktien, die am Montag angesichts neu entflammter Zollsorgen gesunken waren, einen Erholungskurs ein. Die Titel von Porsche, Mercedes-Benz und Volkswagen rückten um rund 1,5 bis zwei Prozent vor. Auch Brenntag und BASF, die zu Wochenbeginn nach Prognosesenkungen unter Druck geraten waren, legten zu.

Die Pläne des US-Chipkonzerns Nvidia, den Verkauf seiner für den chinesischen Markt entwickelten KI-Prozessoren wieder aufzunehmen, stützen den Technologiesektor. Die Nvidia-Titel sprangen im vorbörslichen Handel an der Wall Street um mehr als fünf Prozent nach oben. Rivalen wie AMD, Marvell und Micron rückten in ihrem Kielwasser um rund 1,5 bis vier Prozent vor. Auch europäische Konkurrenten wie ASML, Aixtron, Infineon und STMicroelectronics gewannen zwischen ein und 2,5 Prozent.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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