Europas Börsen uneinheitlich – Tech-Ausverkauf im Blick

Frankfurt (Reuters) – Fallende Kurse bei wichtigen Technologiewerten haben die Börsenanleger in Europa verunsichert.

Der Dax notierte am Mittwoch gegen Mittag zwar leicht höher bei 24.124 Punkten. Der EuroStoxx50 gab allerdings etwas nach und lag bei 5341 Zählern. Für lange Gesichter sorgte die verhaltene Geschäftsprognose des niederländischen Chip-Anlagenbauers ASML, die den gesamten Sektor nach unten zog. Die ASML-Aktien rutschten um 7,6 Prozent ab und waren damit die größten Verlierer im Amsterdamer Leitindex. Andere europäische Branchenriesen, wie ASM International, STMicroelectronics und Aixtron, verloren zwischen rund zwei und vier Prozent.

Der Bedarf an Spezialchips für Künstliche Intelligenz bescherte ASML im vergangenen Quartal zwar einen überraschend hohen Auftragseingang. Allerdings räumte der Konzern ein, dass er 2026 möglicherweise nicht wachsen wird. “Und was bei ASML passiert, betrifft meist auch die anderen Hersteller von Anlagen zur Herstellung von Halbleiterplatten”, kommentierte Michael Roeg, Analyst beim Finanzdienstleister Degroof Petercam. Auch andere Experten mahnten zur Vorsicht. “Mit Blick auf die neue Berichtssaison wird erwartet, dass Europa von der handelspolitischen Unsicherheit und dem schwachen Geschäftsklima am stärksten getroffen wird”, sagte Anthi Tsouvali, Strategin bei der Vermögensverwaltungssparte der Schweizer Großbank UBS.

ZINSSORGEN HALTEN AN – WARTEN AUF DATEN UND BANKBILANZEN

Experten verwiesen zudem auf die anhaltenden Sorgen der Anleger, dass der jüngste Anstieg der Inflation in den USA die US-Notenbank Fed von einer baldigen Zinssenkung abhält. Die Währungshüter versuchen, mit straffer Geldpolitik die hohe Teuerungsrate einzudämmen. “Die Verbraucherpreise in den USA sind scheinbar nicht so immun gegen die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wie zunächst angenommen”, sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. Auffällig in den Juni-Daten sei, dass vor allem die Preise der Waren gestiegen sind, die hauptsächlich importiert werden. Dies schüre die Angst, dass das Narrativ von einer kontrollierten Inflation ins Wanken geraten könnte. “Und solange die Notenbank nicht weiß, auf welchem Niveau sich die Zölle einpendeln werden, kann sie die möglichen Effekte daraus nicht einfach ignorieren.”

Nun warten Anleger auf weitere Hinweise auf die nächsten geldpolitischen Schritte der Fed. Geplant zur Veröffentlichung am Mittwochnachmittag (MESZ) ist etwa der US-Index für die Erzeugerpreise (PPI) im Juni. Die von den Produzenten erhobenen Preise gelten als Vorläufer für die weitere Entwicklung der Inflation. Am Abend (20.00 Uhr MESZ) folgt der im Fachjargon als “Beige Book” bekannte Konjunkturbericht der Fed.

Auf der Unternehmensseite berichten am Nachmittag wichtige US-Geldhäuser, wie ihr Geschäft im vergangenen Quartal verlaufen ist. Dazu gehören Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley.

RENAULT MIT KURSEINBRUCH

Für Gesprächsstoff bei den Einzelwerten sorgte unter anderem Fuchs mit einem Kursminus von 14 Prozent. Der Mannheimer Schmierstoffhersteller hatte seine Prognose für Umsatz und Gewinn 2025 gesenkt.

Aus den Depots flogen auch die Aktien von K+S, die um knapp drei Prozent abbröckelten. Die Experten der Baader Bank hatten sie auf “Reduce” nach zuvor “Add” herabgestuft.

Im Rampenlicht an der Börse in Paris stand Renault. Die Titel des französischen Autobauers rutschten nach einer Prognosesenkung um fast 17 Prozent ab und steuerten damit auf den größten Tagesverlust seit März 2020 zu. “Wir rechnen damit, dass der längerfristige Marktdruck über den Juni hinaus anhält”, schreiben die Experten vom US-Analysehaus Morningstar. “Die meisten europäischen Autobauer haben neue, erschwingliche Elektromodelle auf den Markt gebracht, und das verschärft den Wettbewerb.”

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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