Opel-Mutter Stellantis verabschiedet sich von der Brennstoffzelle

Rom (Reuters) – Die Opel-Mutter Stellantis hat ihr Wasserstoff-Brennstoffzellen-Programm ad acta gelegt und will in diesem Jahr auch keine wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge mehr auf den Markt bringen.

“Der Wasserstoffmarkt bleibt ein Nischensegment ohne Aussicht auf mittelfristige wirtschaftliche Nachhaltigkeit”, erklärte der für Europa zuständige Vorstand Jean-Philippe Imparato am Mittwoch. Die Verfügbarkeit von Wasserstoff-Tankstellen sei begrenzt, der Kapitalbedarf hoch und stärkere Kaufanreize für Kunden seien notwendig. Mit der Einführung von wasserstoffbetriebenen Transportern rechne der Konzern nicht vor Ende des Jahrzehnts.

Die Entscheidung werde keine Auswirkungen auf die Personalsituation an den Stellantis-Produktionsstandorten haben, so Stellantis. Alle Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Zusammenhang mit der Wasserstofftechnologie würden auf andere Projekte umgeleitet. Die Autozulieferer Michelin und Forvia erklärten dagegen, die Entscheidung habe “schwerwiegende operative und finanzielle Folgen” für das Wasserstoff-Gemeinschaftsunternehmen Symbio, an dem sich Stellantis 2023 beteiligt hatte. Stellantis sei Hauptkunde und mache fast 80 Prozent des Geschäftsvolumens von Symbio aus, so Forvia.

Eigentlich wollte die Stellantis-Division Pro One in diesem Jahr in Frankreich und Polen mit der Serienfertigung eines Wasserstoff-Fahrzeugs beginnen. Stellantis hat bei Pro One das Geschäft mit Lieferwagen und anderen Nutzfahrzeugen der Marken Opel, Citroen, Peugeot oder Fiat gebündelt. Ursprünglich sollte schon im vergangenen Jahr ein erstes Fahrzeug mit Wasserstoff-Antrieb auf den Markt gebracht werden.

Doch die Technik ist zuletzt ins Hintertreffen geraten. Wasserstoff ist deutlich teurer als andere Energieträger, die Zahl der Tankstellen sinkt. Bei Pkws spielt die Technologie kaum noch eine Rolle. Derzeit ist in Deutschland gerade einmal ein Serienfahrzeug von Toyota auf dem Markt, im Juni wurden lediglich 19 neue Wasserstoffautos zugelassen. Mercedes hat nach jahrelanger Forschung seine Brennstoffzellenpläne aufgegeben und das einzige Fahrzeug vom Markt genommen. Lediglich BMW hält noch an seinen Plänen fest, 2028 ein Auto mit Brennstoffzelle auf den Markt zu bringen.

Besser werden die Chancen für Wasserstoff-Antriebe bei schweren Nutzfahrzeugen eingeschätzt. So wollen etwa Daimler Truck und Volvo Schwerlaster mit Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen. BMW testet den Betrieb derartiger Fahrzeuge in seiner Logistik. Bislang steht allerdings ein Serieneinsatz der Technologie auch hier noch aus.

(Bericht von Giulia Segreti unter Mitarbeit von Mathias de Rozario in Danzig und Dominique Patton in Paris; geschrieben von Anneli Palmen und Christina Amann, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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