Studie: Frauenanteil in Aufsichtsräten sinkt erstmals seit 2015

München (Reuters) – Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland ist zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder leicht gesunken.

Frauen stellen nach der jährlichen Studie der Initiative “Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR)” in diesem Jahr 37,0 Prozent in den Aufsichtsgremien von 179 großen Börsenunternehmen. Ein Jahr zuvor waren es 37,3 Prozent gewesen. Seit der Einführung einer Frauenquote im Mai 2015 hat sich der Anteil damit aber fast verdoppelt. In den Vorständen liegt der Frauenanteil bei 19,9 (19,3) Prozent – 2015 waren es erst fünf Prozent gewesen. Der Zuwachs habe sich zuletzt allerdings verlangsamt, erklärte FidAR.

Bindend ist die Aufsichtsratsquote nur für 101 der 179 Unternehmen, weil die übrigen nicht der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, ihre Aufsichtsräte also nicht zur Hälfte mit Arbeitnehmervertretern besetzen müssen. Die seit drei Jahren geltende Vorgabe, mindestens eine Frau in den Vorstand zu berufen, ist nur für die 60 Unternehmen verpflichtend, die ein Führungsgremium mit mehr als drei Mitgliedern haben. Von diesen hat nur Südzucker eine frauenfreie Chefetage. Insgesamt sind 70 der 179 Vorstände in der Untersuchung reine Männerrunden, fünf mehr als vor einem Jahr.

Die Zielmarke von 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat erreichen 142 der 179 Unternehmen, 78 haben sogar einen Anteil von 40 Prozent, bei 25 ist der Aufsichtsrat je zur Hälfte mit Frauen und Männern besetzt. In vier von 40 Dax-Unternehmen hat eine Frau den Aufsichtsratsvorsitz inne.

“Wir sollten aus dem Erfolg der gesetzlichen Vorgaben lernen und dafür sorgen, dass sie mehr Reichweite bekommen”, erklärte FidAR-Präsidentin Anja Seng. Die Geschlechterquote im Aufsichtsrat soll nach ihren Vorstellungen auf 40 Prozent erhöht und auf alle Unternehmen ausgeweitet werden, die börsennotiert sind oder mehr als 500 Beschäftigte haben. Bundesfrauenministerin Karin Prien, deren Ministerium die Studie unterstützt, sagte: “Mehr Frauen in Führungspositionen stärken nicht nur die Chancengerechtigkeit, sondern tragen auch wesentlich zum nachhaltigen unternehmerischen Erfolg bei.”

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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