Wien (Reuters) – Die österreichische Wirtschaft steht nach Einschätzung des Instituts für Höhere Studien (IHS) auch in den kommenden Jahren vor einer Phase nur mäßigen Wachstums.
Nach einer hartnäckigen Rezession rechnen die Wirtschaftsforscher für den Zeitraum 2025 bis 2029 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,9 Prozent, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Mittelfristprognose hervorgeht. Damit würde Österreich um 0,4 Prozentpunkte hinter dem erwarteten Durchschnitt des Euroraums zurückbleiben.
Zwar dürften sowohl die Binnennachfrage als auch die Exporte wieder leicht anziehen, doch strukturelle Schwächen im Inland sowie ein unsicheres globales Umfeld – etwa durch die US-Zollpolitik – bremsen laut IHS das Wachstumstempo.
Nach zwei Jahren wirtschaftlicher Schrumpfung erwarten die Forscher für 2025 ein minimales Plus von 0,1 Prozent. Österreich bleibt damit Schlusslicht unter den EU-Staaten. Belastet wurde die Konjunktur in den vergangenen Jahren vor allem durch hohe Energiepreise und die stark gestiegene Inflation infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Für 2026 prognostiziert das IHS ein Wachstum von 1,0 Prozent, gefolgt von 1,3 Prozent im Jahr 2027, 1,2 Prozent 2028 und 1,1 Prozent 2029. Die durchschnittliche Inflationsrate im Prognosezeitraum wird mit 2,3 Prozent angegeben.
Das Budgetdefizit soll bis Ende 2029 auf 3,2 Prozent des BIP sinken. Um die Maastricht-Grenze von 3,0 Prozent nachhaltig zu unterschreiten, wären laut IHS tiefgreifende Strukturreformen notwendig. Experten zufolge müssten das Pensionsalter erhöht, die Lohnkosten gesenkt und die Verwaltung – etwa im Gesundheitswesen – effizienter organisiert werden, um Doppelgleisigkeiten abzubauen.
Wegen der anhaltend hohen Neuverschuldung hat die Europäische Kommission ein Defizitverfahren gegen Österreich eingeleitet. Ziel solcher Verfahren ist es, Mitgliedstaaten zu einer soliden Haushaltsführung zu bewegen. Auch andere Länder sind davon betroffen. Die neue Drei-Parteien-Regierung aus konservativer ÖVP, sozialdemokratischer SPÖ und liberalen Neos steht nun vor der Aufgabe, die Staatsfinanzen wieder auf Kurs zu bringen.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)