Berlin (Reuters) – In Deutschland sind im Mai weniger Baugenehmigungen erteilt worden als im Vorjahresmonat.
Insgesamt wurde für den Bau von 16.800 Wohnungen grünes Licht gegeben, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das waren 5,3 Prozent weniger als im Mai 2024. Von Januar bis Mai 2025 wurden insgesamt 90.700 Wohnungen genehmigt. Das waren 1,9 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2024.
“Von Januar bis Mai wurden in Wohngebäuden 3,3 Prozent oder 2400 Neubauwohnungen mehr genehmigt als im Vorjahreszeitraum 2024”, teilte das Statistikamt weiter mit. Die Zahl der Baugenehmigungen für neu zu errichtende Einfamilienhäuser stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14,3 Prozent. Der positive Trend bei Einfamilienhäusern hält seit Dezember 2024 an.
Der Aufwärtstrend könnte sich fortsetzen, hellte sich doch die Stimmung der Unternehmen im Wohnungsbau im Juni spürbar auf. Der vom Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex stieg von minus 31,4 auf minus 25,2 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit September 2022. Die Firmen lassen laut dem Ifo nach und nach bei den Erwartungen den Pessimismus hinter sich und schätzen ihre aktuelle Lage ebenfalls etwas positiver ein. Doch der Weg zurück zur Normalität sei noch lang, zumal die Auftragslage weiter unbefriedigend sei.
WOHNUNGSVERBAND SPRICHT VON WARNRUF
Pessimistischer äußerte sich der Präsident des Branchenverbands GdW, Axel Gedaschko. Er sprach von einem Warnruf. “Der Wohnungsbau tritt auf der Stelle.” Vor allem bei Mehrfamilienhäusern gebe es in den ersten fünf Monaten ein Minus von 1,6 Prozent. Der von der Bundesregierung geplante “Bau-Turbo” könne nur zünden, wenn es ein Umdenken in den kommunalen Verwaltungen bei den Bauämtern gebe. “Wenn Stadt- und Gemeinderäte und Bürgermeister sowie die Bauverwaltungen nicht entschlossen mitziehen, wird aus der politischen Beschleunigungsrhetorik ein Papiertiger.”
Die Bundesregierung will dem Wohnungsbau mit vereinfachten Genehmigungsverfahren einen Schub verleihen. Behörden und Kommunen sollen schneller Entscheidungen zu Neubauten, aber auch Aufstockungen und Nachverdichtungen fällen. Konkret geplant sind dafür mehrere Änderungen im Baugesetzbuch. So sollen Kommunen die Möglichkeit erhalten, Genehmigungsverfahren zu straffen, indem sie von Bebauungsplänen abweichen können. Die Regelung soll befristet bis Ende 2030 gelten.
Im etwas längeren Vergleich ist der Wohnungsbau einer neuen Analyse zufolge drastisch eingebrochen. Zwischen Ende 2022 und der Jahresmitte 2025 sei die Zahl der Baustarts um 85 Prozent gesunken. Das geht aus dem “Development Monitor” des Analysehauses Bulwiengesa und des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) hervor, wie die Bild-Zeitung berichtete. “Die Pipeline läuft trocken und da kommt auf absehbare Zeit nicht viel nach”, sagte BFW-Präsident Dirk Salewski dem Blatt. “Deutschland schiebt eine Bau-Bugwelle an nicht realisierten Projekten vor sich her.” Bulwiengesa rechnet in diesem Jahr mit weniger als 200.000 fertiggestellten Neubauwohnungen. Der tatsächliche Bedarf liegt laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung bei mindestens 320.000 Wohnungen pro Jahr.
(Bericht von Reinhard Becker und Christian Krämer. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)