Anleger vorsichtig – Treffen im Kanzleramt und Bilanzen im Blick

Frankfurt (Reuters) – Die Erwartung wichtiger Termine und Konzernbilanzen hat die Börsenanleger zum Wochenstart vorsichtig gestimmt.

Der Dax notierte am Montag gegen Mittag leicht im Minus bei 24.241 Punkten. Der EuroStoxx50 gab ein halbes Prozent auf 5330 Zähler nach.

Die Börsianer warteten unter anderem auf ein Treffen von Bundeskanzler Friedrich Merz mit Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft im Kanzleramt am frühen Nachmittag. Kurz vor dem Treffen kündigten einige große Konzerne eine gemeinsame Initiative zur Stärkung des Investorenvertrauens in Europas größte Volkswirtschaft an. “Von Deutsche Bank über Siemens, BMW und Rheinmetall bis zu SAP sollen mindestens weitere 300 Milliarden Euro Investitionssumme zum Billionenpaket der Bundesregierung hinzukommen”, sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. “Noch ist von beidem kein Cent ausgegeben, aber das Signal ist ein starkes an alle Deutschen: Es könnte doch noch etwas gehen in diesem Land, wo viele bereits den Kopf in den Sand gesteckt haben.”

WARTEN AUF ZOLLDEAL MIT DEN USA

Im Fokus blieb auch die Handelspolitik. Jochen Stanzl, Analyst vom Broker CMC Markets, mahnte zur Vorsicht. “Auch wenn sich die Europäische Union mit den USA einigt, dürfte im besten Fall ein Rahmenabkommen vorgestellt werden”, sagte der Experte. Daher sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Unsicherheit auch nach dem 1. August anhält. “Die Anleger versprechen sich von einem Deal mit den USA vielleicht ein wenig zu viel.”

In Frankfurt warteten die Anleger auf den Auftakt der deutschen Bilanzsaison am Dienstag mit den Geschäftsberichten von SAP und Sartorius. Dabei könnten die Unternehmenszahlen Experten zufolge die eine oder andere Enttäuschung mit sich bringen – unter anderem wegen der Zoll-Unsicherheit, geopolitischer Risiken und des starken Euro.

STARKE ZAHLEN BEFLÜGELN RYANAIR

Im Rampenlicht bei den europäischen Unternehmen stand unter anderem Ryanair. Europas größter Billigflieger hatte seinen Nettogewinn im ersten Geschäftsquartal dank des späten Ostertermins mehr als verdoppelt. Die Aktien sprangen nach der Vorlage der Zahlen um 6,4 Prozent nach oben. Die Konkurrenten Lufthansa und EasyJet legten in Ryanairs Kielwasser um jeweils rund ein Prozent zu.

Aus den Depots flogen hingegen die Titel von Stellantis mit einem Minus von rund zwei Prozent. Die Opel-Mutter hatte unter anderem wegen der US-Zollpolitik und der ungünstigen Wechselkurse einen Milliardenverlust eingefahren. Die Hoffnung auf Konjunkturmaßnahmen in China stützte indes die Metallnotierungen und die Aktienkurse europäischer Bergbau- und Stahlkonzerne. Der Branchenindex stieg um rund drei Prozent und gehörte damit zu den größten Gewinnern unter den Sektoren. Hintergrund war eine Rally bei den meistgehandelten Metallkontrakten an der Shanghai Futures Exchange: Der Zinkkontrakt stieg beispielsweise um rund drei Prozent auf 22.945 Yuan (2745 Euro) je Tonne und erreichte damit den höchsten Stand seit dem 3. April. Nickel, Kupfer, Aluminium und Zinn gewannen zwischen rund einem und zwei Prozent. Das chinesische Industrieministerium hatte am Freitag Maßnahmen zur Stabilisierung des Maschinen-, Automobil- und Elektrotechnik-Sektors angekündigt. “Diese Branchen sind alle sehr metallintensiv”, sagte ein in Peking ansässiger Analyst eines Terminhandelsunternehmens.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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