Berlin (Reuters) – Jedes vierte Startup in Deutschland erwägt einer Umfrage zufolge wegen mangelnden Wagniskapitals einen Wegzug ins Ausland.
Rund 26 Prozent der jungen Unternehmen denken über einen solchen Schritt nach, wie am Dienstag aus einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 152 Tech-Startups hervorgeht. Demnach haben 81 Prozent festgestellt, dass Investoren wegen der Konjunkturlage zurückhaltender geworden sind. Nur 23 Prozent seien der Meinung, dass es hierzulande ausreichend vom sogenannten Venture Capital gebe. Im Schnitt benötigen die befragten Startups in den kommenden zwei Jahren rund 2,5 Millionen Euro frisches Kapital. Nur knapp ein Viertel hält sich für diese Zeit für ausreichend finanziert.
“Die im internationalen Vergleich schwierige Finanzierungssituation stellt viele deutsche Startups seit Jahren vor Probleme”, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. “Mit Initiativen wie dem Zukunftsfonds hat die Politik zuletzt gegengesteuert, hier muss jetzt nachgelegt werden.” Ziel müsse es sein, Deutschland auch für Gründer aus anderen Ländern Europas oder den USA attraktiv zu machen.
Unter den Startups, die einen Umzug erwägen, sind die USA mit 28 Prozent das beliebteste Ziel, gefolgt von anderen EU-Ländern und europäischen Staaten außerhalb der EU mit je 25 Prozent. Trotz der Sorgen ist die Mehrheit der Startups zuversichtlich, das benötigte Geld einsammeln zu können. 29 Prozent halten dies für sehr wahrscheinlich, 50 Prozent für eher wahrscheinlich. Dagegen halten es nur 17 Prozent für eher unwahrscheinlich und zwei Prozent sogar für sehr unwahrscheinlich, dass ihnen die Finanzierung gelingt. Auch der Weg an die Börse ist für eine knappe Mehrheit der Startups eine Option – 53 Prozent können sich dies grundsätzlich vorstellen. Für 40 Prozent kommt dabei eine ausländische Börse in Frage, für 45 Prozent ein deutscher Handelsplatz.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)