Urteil: HP bekommt Schadenersatz im Übernahmestreit mit Lynch-Erben

London (Reuters) – Im Streit um die Übernahme des britischen Softwareunternehmens Autonomy stehen dem IT-Konzern Hewlett Packard umgerechnet rund 845 Millionen Euro Schadenersatz zu.

Dafür müssten der Nachlass des tödlich verunglückten Autonomy-Gründers Mike Lynch und der frühere Autonomy-Finanzchef Sushovan Hussain aufkommen, urteilte der High Court of Justice in London am Dienstag. Über die Aufteilung der Zahlung und denkbare Anfechtungen will das Gericht im November entscheiden.

HP hatte Autonomy 2011 für 11,1 Milliarden Dollar gekauft. Später musste der US-Konzern den Unternehmenswert jedoch um 8,8 Milliarden Dollar nach unten korrigieren. Daraufhin reichte HP 2015 in London eine Klage über fünf Milliarden Dollar ein. Lynch, der oft als britischer Bill Gates bezeichnet wurde, hatte in dem jahrelangen Streit vor verschiedenen Gerichten 2024 einen Etappensieg errungen. Diesen wollte er mit mehreren Gästen bei einem Segeltörn auf dem Mittelmeer feiern. Doch seine Luxusjacht “Bayesian” sank in einem Sturm. Lynch und einige seiner Begleiter kamen dabei um.

HP habe bei der Autonomy-Übernahme 698 Millionen Pfund (804 Millionen Euro) zu viel bezahlt, entschied das Gericht nun. Zur Begründung erklärte Richter Robert Hildyard, bei Kenntnis der wahren Finanzlage hätte HP nur 23 Pfund je Aktie gezahlt statt der tatsächlichen 25,50 Pfund. Außerdem sprach das Gericht HP 47,5 Millionen Dollar für Verluste im Zusammenhang mit Hardware-Verkäufen und anderen Transaktionen zu.

HP begrüßte das Urteil. Die Familie Lynch machte deutlich, dass die HP zugesprochene Summe deutlich unter der ursprünglichen Forderung liegt. Ein Familiensprecher veröffentlichte eine Erklärung, die der Unternehmer vor seinem Tod vorbereitet hatte, nachdem ihm ein Entwurf des nun gefällten Urteils vorgelegen hatte. In Lynchs Erklärung heißt es, das Urteil zeige, dass die Ursprungsforderung von HP in Höhe von fünf Milliarden Dollar eine “wilde Übertreibung” gewesen sei.

(Bericht von Sam Tobin, geschrieben von Jörn Poltz, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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