MTU lässt sich von Zöllen und Dollar nicht stören

München (Reuters) – Beim Triebwerksbauer MTU Aero Engines brummt das Geschäft.

Der Zulieferer von Airbus und Boeing lässt sich auch vom Zollstreit mit den USA nicht vom Kurs abbringen. Die angedrohten Zölle würden das Ergebnis nur mit einem mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag belasten, bekräftigte der scheidende Vorstandschef Lars Wagner am Donnerstag in München. MTU versuche, die Auswirkungen schon jetzt zu minimieren. So würden Triebwerksteile von Polen direkt zur Endmontage nach München geliefert, statt den Umweg zum US-Partner Pratt & Whitney zu machen. Die Luftfahrt sei als weltumspannende Branche nicht ohne Grund seit 1979 weitgehend von Zöllen befreit, sagte Wagner. MTU hoffe, dass das wieder so werde.

Der bereinigte Umsatz stieg im ersten Halbjahr – auch dank des schwachen Dollar – um 21 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 40 Prozent auf 657 Millionen Euro zu und lag damit deutlich über den Erwartungen der Analysten. Der bereinigte Nettogewinn stieg in gleichem Maße auf 479 Millionen Euro. “Wir halten damit klaren Kurs auf unsere angehobenen Ziele für das Gesamtjahr”, sagte Wagner, der im Herbst zu Airbus wechselt und dort das Geschäft mit Verkehrsflugzeugen leiten soll. MTU hatte seine Prognosen für 2025 bereits im Juni erhöht und rechnet seither mit einem Umsatz von 8,6 bis 8,8 Milliarden Euro sowie einem bereinigten Ergebniswachstum von 21 bis 25 Prozent.

Gewinntreiber war im ersten Halbjahr das Geschäft mit neuen Triebwerken, wo das bereinigte Ergebnis um 44 Prozent nach oben schnellte. “Der vorteilhafte Umsatzmix im Seriengeschäft mit einem hohen Anteil an Ersatz- und Leasingtriebwerken sowie hohe Ersatzteilverkäufe stützten das Ergebnis”, sagte die neue Finanzchefin Katja Garcia Vila. Beim Umsatz profitierte MTU von Umrechnungseffekten infolge des schwachen Dollar. Auf den Gewinn hat das kaum Auswirkungen: MTU sei zu 90 Prozent gegen Währungsschwankungen abgesichert, sagte Garcia Vila. Eine Auf- oder Abwertung des Dollar um fünf Prozent ändere das Ergebnis nur um acht Millionen Euro.

Der Auftragsbestand schrumpfte bis Ende Juni auf 25 Milliarden Euro, das waren 3,7 Milliarden weniger als Ende 2024. Die 1,75 Milliarden Dollar an neuen Aufträgen, die im Juni auf der Luftfahrtschau in Paris unterzeichnet wurden, seien darin aber nicht enthalten.

Die Rückrufaktion für die GTF-Triebwerke des Partners Pratt & Whitney beschäftigt MTU noch immer. Die Triebwerke müssen – teils vorzeitig – in die Werkstatt, weil in ihnen eine womöglich defekte Turbinenscheibe von Pratt & Whitney verbaut ist. Das mache in diesem Jahr rund 40 Prozent der gesamten Instandhaltung aus, sagte Garcia Vila. Bei den Durchlaufzeiten mache MTU aber Fortschritte, betonte Wagner. Je kürzer die Triebwerke in der Werkstatt sind, desto geringer fällt die Entschädigung aus, die MTU und P&W an die Fluggesellschaften zahlen müssen.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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